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TÜV überwacht künftig online

von Redaktion

München – Der TÜV Süd bereitet sich auf eine Zeit der Online-Überwachung von Autos, Anlagen und Geräten aller Art vor. Wann in großem Stil per Internet überwacht wird, wollte Konzernchef Axel Stepken gestern bei der Bilanzvorlage nicht abschätzen.

Die Vorbereitungsarbeiten dazu laufen bei den Münchnern aber bereits, denn moderne Sensorik kremple die alten Geschäftsmodelle speziell auch technischer Prüfgesellschaften völlig um. So sei es theoretisch schon jetzt möglich, mit dem Internet vernetzte Autos rund um die Uhr zu überwachen, was physische TÜV-Besuche zumindest zum Teil ersetzen könne. Online-Überwachung sei aber auch bei Kraftwerken, Aufzügen oder Herzschrittmachern möglich. Zudem müsse jemand überprüfen, ob die Sensoren, die dort und anderswo immer häufiger zum Einsatz kommen, auch wirklich verlässliche Daten liefern, warnte Stepken. Auch das biete für den TÜV ein neues Betätigungsfeld. Mit Blick auf Autos verlangt er von den Herstellern dabei, Prüfern ein Spiegelbild des bei den Autokonzernen vorhandenen Datensatzes für jedes Automobil zur Verfügung zu stellen, und baut dabei auf politische Unterstützung. Im heraufdämmernden Zeitalter von Roboterautos müsse sichergestellt sein, dass zur Bewertung sicherheitsrelevanter Technik alle Daten unverfälscht beim TÜV ankommen, mahnte Stepken. „So etwas wie bei Abgaswerten darf uns nicht noch einmal passieren“, erklärte er. Seitens der Autoindustrie spüre man Verständnis. Entschieden ist in Deutschland aber noch nicht, wem die von einem vollvernetzten Auto eingefahrenen Daten am Ende gehören.

Heute werden neu entwickelte Fahrzeuge nur anfangs einmal diesbezüglich geprüft. Die Software moderner Fahrzeuge wird aber immer öfter erneuert – auch in sicherheitsrelevanter Hinsicht. Deshalb rechnet Stepken damit, dass die Zulassungsberechtigung derart upgedateter Fahrzeuge künftig regelmäßig online vom TÜV überprüft wird. Grundsätzlich sichert er eine Anonymisierung aller beim TÜV anfallenden Fahrzeugdaten zu, will sie aber auch an berechtigte Dritte weitergeben, falls Autobesitzer dazu vorab ihre Zustimmung erteilen. Als große Interessenten dafür gelten vor allem auch Versicherer.

Um in dieser neuen Technologiewelt voranzukommen, braucht der TÜV dringend Software-Experten. „Wir stellen so viele ein wie möglich“, sagte Stepken. 500 oder auch 1000 neue Jobs seien allein in diesem Bereich nötig und auch gezielte Zukäufe ganzer Technologiefirmen (wie zuletzt des Cloudspezialisten Uniscon), falls man nicht anders an strategisches Know-how kommt.

Schwerpunktmäßig noch in der alten Technologiewelt hat der TÜV Süd 2017 seine Umsätze um vier Prozent auf den Rekordwert von gut 2,4 Milliarden Euro gesteigert. Dabei wurde mit über 24 000 Beschäftigten ein um gut sechs Prozent auf 139 Millionen Euro gesteigerter Jahresüberschuss erzielt.

t. Magenheim-hörmann

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