München – Nach harten Sparmaßnahmen in den vergangenen Jahren sieht sich die bayerische Landesbausparkasse wieder auf Wachstumskurs. „Allerdings dauert es noch etwas , bis wir an die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse früherer Jahre anknüpfen können“, sagte der neue Vorstandschef der LBS Bayern, Erwin Bumberger, gestern bei der Bilanzvorlage in München. Zwar gelang es der LBS Bayern, 2017 wieder einen höheren Jahresüberschuss einzufahren als im Vorjahr, als der Überschuss bei Null lag. Das Niveau bleibt aber niedrig.
„Unter dem Strich weist die LBS Bayern für 2017 einen Jahresüberschuss von 9,6 Millionen Euro aus, der den Gewinnrücklagen zugeführt wird und damit das Eigenkapital erhöht“, berichtete Vorstandsmitglied Gerhard Grebler. Die Folge: Durch die Zuführung des Überschusses in die Rücklagen ergibt sich rechnerisch ein Bilanzgewinn von exakt null Euro.
Dass der Landesbausparkasse eine mehrjährige Durststrecke bevorsteht, hatte bereits Bumbergers Vorgänger als Vorstandschef, Franz Wirnhier, vorhergesagt und einkalkuliert. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte zu einem enormen Ungleichgewicht in der Bilanz der LBS Bayern geführt. Wirnhier sah sich daraufhin gezwungen, zu sparen. Das Geschäft der Landesbausparkasse hatte er so angepasst, dass das Institut die Jahre der Nullzinsen mit einer Schwarzen Null übersteht.
Und genau in dieser Phase befindet sich die Bausparkasse momentan. Vorstandsmitglied Grebler sagte gestern, er gehe davon aus, dass der Jahresüberschuss auch 2018 und 2019 „im Bereich der Nulllinie“ liegen wird.
Bumberger geht es als Vorstandschef jetzt aber darum, die Weichen für die Jahre danach zu stellen. Und hier sieht er Wachstumspotenzial. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist Bumberger davon überzeugt, dass die Zinsen allmählich wieder anziehen werden – an Bausparverträgen lässt sich damit wieder besser verdienen. „Die Lage am Kapitalmarkt hat sich zumindest ein wenig entspannt“, sagte er gestern. Die EZB werde ihr Anleihenkaufprogramm in den kommenden Monaten beenden, das sei der Einstieg in den Ausstieg der Nullzinspolitik.
Der zweite Grund hängt unmittelbar mit dem ersten zusammen: Da steigende Zinsen erwartet werden, versuchen immer mehr Kunden, die Niedrigzinsen durch einen Bausparvertrag in die Zukunft zu retten. „Die Nachfrage nach Bausparen ist in Bayern hoch“, sagte Bumberger. Das Neugeschäft sei 2017 um 2,4 Prozent auf sieben Milliarden Euro gewachsen. „2018 schalten wir noch einmal einen Gang höher“, sagte der LBS-Chef. Er rechne mit einem Neugeschäftsvolumen in Höhe von 7,8 Milliarden Euro. Neben dem boomenden Bauspargeschäft erhofft sich Bumberger zudem einen Schub aus dem Geschäft mit Baufinanzierungen. Hier erwartet er, dass das Kreditvolumen um 20 Prozent auf 1,3 Milliaden Euro im laufenden Jahr steigt.
Fraglich bleibt, inwieweit die LBS Bayern eine erneute Eurokrise überleben würde, sollte die EZB beispielsweise auf eine Krise in Italien mit einer Ausweitung ihrer Geldpolitik reagieren. Aber selbst hier gibt sich Bumberger gelassen: Das Institut führe regelmäßig Stresstests durch, in denen verschiedenste Szenarien durchgerechnet würden, sagte er. Und das wahrscheinlichste Szenario sieht momentan ohnehin so aus, dass die LBS ihren alten Wachstumspfad wiederfindet. Sebastian Hölzle