München – Die Lufthansa stärkt den Flughafen München und setzt damit Frankfurt unter Druck. Nach der Verlagerung von fünf Airbus A380 im Sommerflugplan des laufenden Jahres werden weitere Flugzeuge von Frankfurt nach München abgezogen. Zunächst geht es um Zubringerdienste. Drei Airbus A320 ziehen von Frankfurt nach München um, während drei der bislang in München stationierten kleineren Bombardier CRJ 900 künftig für Zubringerflüge von und nach Frankfurt eingesetzt werden.
Doch damit nicht genug: Ein Großteil der Flotte mit den viermotorigen Airbus A 340-600 wird von Frankfurt nach München verlagert. Vor allem bei den Flügen nach Asien baut die Lufthansa den Stellenwert von München aus. Im Sommerflugplan 2019 wird erstmals eine tägliche Verbindung von München nach Bangkok eingerichtet. Die Verbindung ins japanische Osaka wird von Frankfurt nach München verlagert. Außerdem werden häufigere Verbindungen nach Seoul (Südkorea) und Singapur angeboten.
Die Gründe für die teilweise Abwendung von Frankfurt teilt die Lufthansa sehr kryptisch mit. Man wolle in Frankfurt das Wachstum drosseln, um Pünktlichkeit und operationelle Stabilität zu verbessern. Ein klares Signal, dass man damit derzeit nicht zufrieden ist. Doch es geht wohl auch ums Geld. „Maßgeblich ist für uns Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit“, sagt Harry Hohmeister, im Vorstand der Lufthansa für das Hub-Management verantwortlich.
Mit ihren vier Drehkreuzen hat die Lufthansa eine komfortable Verhandlungsposition gegenüber den Flughafenbetreibern. „Dies ermöglicht uns, schnell und flexibel auf wechselnde Rahmenbedingungen zu reagieren“, sagt Hohmeister. Das bedeutet auch, dass München als neuester Lieblingspartner der Lufthansa auch schnell wieder verstoßen werden kann – wenn andere für weniger Geld das Gleiche oder gar mehr bieten. „Wir wachsen dort, wo Kosten und Qualität stimmen“, fügt Hohmeister hinzu.
Anhand einer im nächsten Jahr anstehenden Entscheidung macht Hohmeister deutlich, dass er künftig einen Wettbewerb der vier Drehkreuze um die Gunst der Lufthansa erwartet. Man werde „erst im kommenden Sommer, abhängig von der Entwicklung der Drehkreuze entscheiden, wo die neuen, besonders langstreckentauglichen Boeing 777-9 ab dem Jahr 2020 starten werden“. In diesen Flugzeugen wird die Lufthansa ihre neue, komfortablere Business Class einführen. 34 davon hat sie bestellt.
Derzeit läuft es für die Lufthansa offenbar am besten mit München. So könnte auch die in München stationierte A380-Flotte wachsen. Die bisherigen Verlagerungen seien ein voller Erfolg. „Lufthansa prüft daher die perspektivische Verlagerung weiterer A380 von Frankfurt nach München für 2020“, heißt es in der gestrigen Erklärung der Fluggesellschaft.