München – Parken kann ein teurer Spaß werden. Das liegt weniger an damit verbundenen Gebühren als am Umstand, dass es dabei oft kracht. Denn fast jeder zweite Sachschaden, der Kfz-Versicherern wie der Allianz gemeldet wird, ist ein Park- und Rangierunfall.
Die Kosten dafür summieren sich auf alleine in Deutschland branchenweit 3,4 Milliarden Euro jährlich, weiß der Chef der deutschen Allianz Versicherungs-AG, Joachim Müller. Dabei seien zwei Drittel dieser Unfälle und damit Schäden im Umfang von 2,1 Milliarden Euro vermeidbar, wenn Fahrerassistenzsysteme in Form vollautomatischer Einparkhilfen das Parken übernehmen. „Wir denken über zehn bis 15 Prozent Rabatt nach“, sagt Müller. Das sei die Dimension, um die sich die Kfz-Policen für Autohalter reduzieren können, wenn ihre Wagen mit vollautomatischen Einparkhilfen ausgestattet sind.
Die Allianz traut sich diese Aussage zu, weil sie deren Wirksamkeit mit Blick auf Schadensreduzierung selbst getestet und dabei einen eigenen Teststandard entwickelt hat. Der sei auf die Systeme aller Hersteller anwendbar. Um diesen allseits kostensparenden Tarifierungsaspekt in den Markt einzuführen, sind aber aus Sicht der Allianz einige Voraussetzungen nötig. Zum einen dürfen Park- und Rangierassistenten nicht abschaltbar sein. Autohersteller müssten der Assekuranz zudem ohne Nachfrage genaue Auskunft über in einem Auto verbaute Systeme geben.
Drittens darf der Mensch am Einparken nicht mehr beteiligt sein. Denn sensorgestützte akustische Warnsysteme, wie sie heute üblich sind, rechtfertigen keinen Rabatt. Hier parkt ein Fahrer aus Fleisch und Blut noch selbst und das offenkundig nicht besser, als gäbe es keine Sensoren und Warntöne. Auch das hat die Allianz herausgefunden. „Fahrzeuge mit akustischen Parkwarnsystemen haben nicht besser abgeschnitten als diejenigen ohne Warnsignal“, sagt Müller und ist selbst überrascht. Über das Warum rätselt er ebenso wie Verkehrspsychologen. Eventuell sei es blindes Vertrauen auf die Technik und der Umstand, dass viele heute rückwärts fahren, ohne sich noch umzusehen.
Ermittelt wurde auch, dass heutzutage 84 Prozent aller Parkunfälle beim Ausparken und nur 16 Prozent beim Einparken entstehen. Autofahrer könnten von einer Risikoabschätzung ihrer Assistenzsysteme doppelt profitieren, sagt Müller. Zum einen sinke die Prämie. Zum anderen gebe es weniger selbst verschuldete Unfälle, in deren Folge der Schadenfreiheitsrabatt sonst sinken würde. Dieser Rabatt werde sich künftig weniger am Fahrer orientieren, sondern an der Qualität der verbauten Fahrerassistenzsysteme. Das kann schnell gehen. 2016 hatte nur rund ein Prozent aller verkauften Neuwagen teilautonome Fahrfunktionen. Für 2025 erwartete die Allianz eine Quote von 80 Prozent. t. magenheim-hörmann