Ingolstadt – Immer wieder „Dieselgate“ – und noch mehr Ärger für Audi: Der ehemalige Vorstandschef sitzt in Haft, der Autoabsatz bricht ein, und nun verhängt die Staatsanwaltschaft München auch noch ein saftiges Bußgeld. 800 Millionen Euro muss der Hersteller für Verfehlungen im Abgas-Skandal zahlen.
Die Summe reißt ein Loch in die Bilanz der VW-Tochter, Audi senkte angesichts des Bußgelds seine finanziellen Ziele für das laufende Jahr. Wie deutlich die Erwartungen verfehlt werden, blieb zunächst unklar. Die Geldbuße akzeptierte man dennoch. Die Audi AG bekenne sich zu ihrer Verantwortung, hieß es in der VW-Mitteilung.
Auch die Porsche-Holding als VW-Mehrheitseignerin rechnet 2018 mit einem niedrigeren Gewinn. Nach Steuern werde das Konzernergebnis zwischen 2,5 und 3,5 Milliarden Euro liegen, meldete die Porsche SE. Zuvor hatte die Dachgesellschaft den Korridor um 900 Millionen Euro höher angesetzt.
Analyst Frank Schwope von der NordLB geht davon aus, dass dies nicht die letzten Zahlungen nach dem Diesel-Betrug waren. Weitere Bußgelder könnten weltweit anfallen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) und der ADAC hätten angekündigt, VW verklagen zu wollen. Dazu komme das Braunschweiger Kapitalanleger-Musterverfahren von Investoren, die nach dem Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen viel Geld verloren hatten. All das könne für den Konzern weitere Belastungen von 10 bis 20 Milliarden Euro bedeuten, schätzte Schwope. Trotzdem nimmt er an, dass Volkswagen vor einem neuen Rekordjahr bei Absatz, Umsatz und Ergebnis stehen dürfte. Allein die Auslieferungen könnten 2018 um mehr als 3 Prozent auf über 11 Millionen Fahrzeuge zulegen.
Die Geldbuße für Audi setzt sich laut VW aus dem gesetzlichen Höchstmaß einer Ahndung von 5 Millionen Euro sowie einer Abschöpfung wirtschaftlicher Vorteile in Höhe von 795 Millionen Euro zusammen. Doch bei den geschädigten Verbrauchern wird davon zunächst nichts ankommen. Laut Ordnungswidrigkeitenrecht fließen sowohl der Ahndungs- als auch der Abschöpfungsteil in solchen Fällen dem Staatshaushalt zu, wie Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) erklärte.
Schon die Geldbuße von einer Milliarde Euro, die die Staatsanwaltschaft Braunschweig in derselben Angelegenheit gegen VW verhängt hatte, ging an das Land Niedersachsen. Bausback forderte nun: „Geldbußen, die unsere Staatsanwaltschaften gegen Unternehmen verhängen, müssen künftig unmittelbar auch den Geschädigten zugutekommen. Es darf nicht weiter sein, dass Geldbußen gegen Unternehmen ausschließlich dem Staatshaushalt zufließen.“ Verbraucherschützer verlangten ebenfalls, das Geld für die Geschädigten zu verwenden. Die von Audi zu zahlenden 800 Millionen Euro sollten für die Nachrüstung von Abgas-Hardware verwendet werden, schlug vzbv-Chef Klaus Müller vor. Dies sieht auch der FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic so: „Es kann nicht sein, dass der Staat in der Aufsicht versagt und dann noch Bußgelder kassiert, die betroffenen Diesel-Fahrer aber im Regen stehen“, sagte er.
In den USA hatte VW schon Milliarden an Strafen zahlen müssen. Und es gab Entschädigungen für betroffene Autobesitzer. Insgesamt beläuft sich die Abgas-Rechnung bislang auf rund 27 Milliarden Euro.
Mit dem Bußgeldbescheid gegen Audi werde nach dem in Braunschweig geführten Ordnungswidrigkeitsverfahren ein weiteres wichtiges Verfahren im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre beendet, heißt es in der Mitteilung. Doch die Ermittlungen unter anderem gegen den inhaftierten Ex-Audi-Chef Rupert Stadler bleiben der Staatsanwaltschaft zufolge davon unberührt.