Datenleck und Imagekorrektur: Deutschlands Facebook-Chef Martin Ott erklärt die aktuellen Herausforderungen des US-Konzerns.
Vor Kurzem wurde bekannt, dass bei einem Hacker-Angriff Daten von 14 Millionen Facebook-Nutzern gestohlen wurden. Ist inzwischen mehr dazu bekannt?
Wir haben rund um die Uhr daran gearbeitet, das Sicherheitsproblem umfassend zu untersuchen und aufzuklären. Die Angreifer haben eine Schwachstelle im Code von Facebook ausgenutzt und sich damit Zugang zu Facebook-Konten verschafft. Nachdem wir diese Lücke entdeckt haben, haben wir diese sofort geschlossen und arbeiten nun eng mit den zuständigen Behörden zusammen.
Wie können Facebook-Nutzer ihr Konto schützen?
Alle betroffenen Nutzer informieren wir mit einer persönlichen Nachricht, in der wir genau erklären, auf welche Informationen die Angreifer möglicherweise Zugriff hatten. Ansonsten gibt es viele Dinge, die jeder Nutzer konkret für den Schutz seines Kontos tun kann. Dazu gehört, das eigene Passwort geheim zu halten und die Log-in-Daten mit niemandem zu teilen. Freundschaftsanfragen sollten nur von Personen angenommen werden, die man kennt. Wir empfehlen auch die zweistufige Authentifizierung: Jedes Mal, wenn sich ein Nutzer von einem neuen Gerät oder Browser bei seinem Facebook-Konto anmeldet, muss er zusätzlich zu seinem Passwort einen speziell generierten Sicherheits-Code eingeben. Dies erhöht den Schutz des Kontos zusätzlich.
Ein anderes Thema: Bis 2020 wollen Sie in Europa eine Million Menschen digital schulen. Ein Versuch von Facebook, das angekratzte Image aufzubessern?
Facebook gibt es seit 10 Jahren auf Deutsch. Damit sind wir eine fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft und der Wirtschaft. Das wollen wir weiter ausbauen und digitale Fähigkeiten an Unternehmen und Privatpersonen vermitteln.
Das klingt abstrakt. Können Sie einmal konkret sagen, was Sie planen?
Am 17. und 18. Oktober werden wir in München gemeinsam mit unseren Partnern und lokalen Unternehmen verschiedene kostenlose Workshops und Diskussionsrunden anbieten. Zum Beispiel wird die Stiftung Datenschutz Unternehmen zum Thema „Datenschutz im Betrieb“ aufklären und der Verein Digital Media Women das Potenzial von Facebook-Gruppen erläutern. Die Stadt ist mit ihrer starken Wirtschaft und einem stetig wachsenden Start-up-Ökosystem für uns besonders spannend.
Wie will Facebook als Unternehmen von dieser Veranstaltung profitieren?
Wir haben eine Umfrage unter kleinen und mittelständischen Unternehmen in München gemacht und gesehen, dass acht von zehn Mittelständlern sagen, dass Digitalkompetenzen wichtig sind für die Zukunft. Zwei von drei Unternehmen sagen, dass ihnen die Präsenz auf Social-Media-Plattformen beim Aufbau ihres Unternehmens geholfen hat. Darin wollen wir sie schulen. Denn nur wenn Unternehmen auf Facebook erfolgreich sind, können auch wir erfolgreich sein.
Sie wollen also Ihre Plattformen bewerben?
Digitale Kompetenz geht weit über das Thema Social- Media-Marketing hinaus. Daher geht es bei unseren Veranstaltungen auch nicht nur um unsere Plattformen Facebook und Instagram und wie man dort kommuniziert. Das Angebot ist wesentlich breiter aufgestellt. Und natürlich wollen wir Facebook ein Gesicht geben, da wir nicht überall im Land Büros haben.
In den USA wird Facebook gerade von einer Mitarbeiterin verklagt, die in einem der Löschzentren dafür zuständig war, anstößige Inhalte zu entfernen. Sie wirft Facebook vor, dass die Arbeit krank gemacht habe. Wie geht Facebook damit um?
Diesen konkreten Fall kommentieren wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Uns ist aber natürlich bewusst, dass diese Arbeit sehr schwierig sein kann. Gleichzeitig muss diese Arbeit gemacht werden. Solche Inhalte haben auf unserer Plattform nichts verloren. Weltweit verdoppeln wir in diesem Jahr die Zahl der Personen, die Inhalte überprüfen und sich um Sicherheitsthemen kümmern, von 10 000 auf mehr als 20 000.
Und in Deutschland?
Insgesamt gibt es derzeit rund 1500 Personen, die in Deutschland arbeiten und Inhalte im Auftrag von Facebook prüfen. Bis Ende 2018 soll die Zahl der Mitarbeiter in Berlin und Essen auf insgesamt rund 2000 erhöht werden. Die Mitarbeiter erhalten bei uns noch vor Beginn ihrer Tätigkeit umfangreiche Trainings und jederzeit psychologische Betreuung.
Interview: Sebastian Hölzle