Bayerischem Boom geht die Luft aus

von Redaktion

Euphorie in der Wirtschaft lässt nach – Vor allem die Industrie drosselt das Wachstumstempo

München – Der Boom in der bayerischen Wirtschaft geht weiter – allerdings mit deutlich weniger Rückenwind als in den vergangenen Monaten. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) unter 3700 Unternehmen im Freistaat.

„Die bayerische Wirtschaft wird auch im kommenden Jahr wachsen, allerdings wird das Tempo geringer ausfallen“, sagte BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen gestern in München. „Der Boom wird damit schwächer.“

Vor allem der Fachkräftemangel bremse die Expansion der Unternehmen, sagte Driessen. Die Unternehmen suchten händeringend Personal, 66 Prozent der Unternehmen seien davon betroffen. „Das ist ein neuer Negativrekord“, sagte der BIHK-Chef.

Gleichzeitig lasse der Rückenwind für die Inlandsnachfrage nach und das Exportgeschäft werde schwieriger. „Auf mittlere Sicht planen die Unternehmen daher vorsichtiger, sie haben ihre Investitionsplanungen etwas reduziert.“ Auch dadurch werde sich das Wachstum verlangsamen.

Der BIHK-Konjunkturindex, den die Kammern drei Mal im Jahr veröffentlichen, sackte im Herbst nach 135 Zählern im Frühjahr auf 131 Punkte im Herbst. Er bleibt damit aber auf einem hohen Niveau. Ein Wert über 100 Zählern signalisiert eine überwiegend positive Stimmung in den Betrieben.

Je nach Branche ist die Stimmung allerdings sehr unterschiedlich. So bleibt beispielsweise die Bauwirtschaft von der leichten konjunkturellen Eintrübung vorerst verschont. „Der bayerische Bausektor ist weiter auf Rekordjagd“, sagte Driessen. Fast acht von zehn Betrieben seien mit der Geschäftslage zufrieden. Unzufriedene Betriebe gebe es so gut wie keine. „Die Auftragsbücher sind prall gefüllt und die Kapazitäten sind so gut wie vollständig ausgelastet.“ Der Bauboom werde in den nächsten Monaten unverändert weitergehen. Ebenfalls gut laufen die Geschäfte Driessen zufolge im Dienstleistungsgewerbe und im Handel. In beiden Branchen bleibt die Stimmung nahezu unverändert.

Anders sieht es in der Industrie aus: „Die bayerische Schlüsselbranche hat ihr Tempo etwas gedrosselt“, sagte Driessen. In den vergangenen sechs Monaten habe die Nachfrage aus dem In- und Ausland nicht mehr so dynamisch wie bisher zugenommen.

Driessen hofft daher auf Schützenhilfe von der neuen bayerischen Staatsregierung. „Ganz oben auf die Tagesordnung gehört laut unserer Umfrage der Ausbau des schnellen Internets und schneller Funknetze“, sagte der BIHK-Hauptgeschäftsführer. Förderprogramme wie der Digitalpakt und der Gigabitfonds gingen am Bedarf der Unternehmen vorbei. „Die staatlichen Förderprogramme zielen beispielsweise auf Haushalte ab, für die jedoch in der Regel sehr viel niedrigere Bandbreiten völlig ausreichend sind.“ Dabei seien es die Unternehmen, die besonders hohen Bedarf an Breitbandverbindungen hätten. SEBASTIAN HÖLZLE

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