Istanbul – Mit dem Airport, der den kleineren Atatürk-Flughafen am Marmarameer ersetzen wird, soll Istanbul zu einem Luftdrehkreuz zwischen Europa und Asien werden. Doch wenn Präsident Recep Tayyip Erdogan den Airport zum türkischen Nationalfeiertag am heutigen Montag offiziell einweiht, wird zunächst alles eine Nummer kleiner sein. Nur fünf Ziele will Turkish Airlines anfliegen, der große Umzug soll erst Ende Dezember erfolgen. Der reguläre Flugbetrieb startet dann Anfang Januar.
Für Erdogan ist das Projekt im Norden von Istanbul ein wichtiger Schritt zur Schaffung einer „neuen Türkei“. Zunächst sollen dort 90 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden, nach Fertigstellung der letzten Baustufe 2028 soll diese Zahl auf 200 Millionen steigen. Die Zahlen sind ambitioniert, doch besteht kein Zweifel, dass der neue Flughafen notwendig ist, um dem weltweit ständig steigenden Passagieraufkommen Herr zu werden. Turkish Airlines hat in den vergangenen Jahren massiv expandiert und zählt heute zu den führenden Fluglinien der Welt. Der bisherige Atatürk-Flughafen ist seit Langem überlastet und kann nicht weiter ausgebaut werden, da er inmitten der Stadt liegt.
Nur drei Jahre hat der Bau des neuen Mega-Airports gedauert. Der Flughafen gehört zu den Großprojekten, mit denen Erdogan die Bosporus-Metropole modernisieren will. Bereits fertiggestellt wurden eine dritte Bosporus-Brücke und eine Autobahn am Schwarzen Meer, die den neuen Flughafen anbindet. Kritiker sehen darin vor allem einen Schritt zur Erschließung von neuem Bauland an der Küste, von dem vor allem Bauunternehmer aus dem Umfeld der Regierungspartei profitieren dürften.
Mit Spannung erwartet wird die Namensgebung. Noch firmiert der Airport nur als Neuer Flughafen Istanbul, den eigentlichen Namen will Erdogan am Montag bekannt geben. Diskutiert wurde über die Beibehaltung des Namens von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk, aber auch die Benennung nach Erdogan selbst. Auch der vom Präsidenten verehrte Sultan Abdülhamid II. wurde als Namenspatron ins Spiel gebracht. afp