München – Das Zeitalter der mächtigen Landesbanken neigt sich dem Ende zu. Gestern sprach sich Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, für eine „Konsolidierung in der Sparkassen-Finanzgruppe“ aus. Damit formuliert er zurückhaltender als Helmut Schleweis, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, der statt der derzeit noch fünf Landesbanken ein Zentralinstitut der Sparkassen für ausreichend hält. Doch in der Sache haben beide ein Ziel: „Die heutigen Strukturen reichen nicht in die weite Zukunft“, sagte Netzer auf der Jahrespressekonferenz des Verbands.
Tatsächlich haben die Sparkassen an ihren Spitzeninstituten wenig Freude. Zuletzt war die NordLB mit Schiffsfinanzierungen in Schieflage geraten. Alle Banken mit weißem S auf rotem Grund mussten zur Rettung wieder einmal zusammenlegen: Bayerns Sparkassen waren mit 68 Millionen Euro dabei.
Fast alle Landesbanken haben tiefe Krisen hinter sich – und sieben von zwölf haben sie nicht überlebt. So entwickelte sich ein seltsamer Fleckenteppich: Zum Beispiel ist die Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) auch für Nordrhein-Westfalen und Brandenburg zuständig und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) für Rheinland-Pfalz und Sachsen.
Doch wie kann man Strukturen bereinigen, die wie die Landesbanken traditionell Aushängeschilder ehrgeiziger Regionalpolitiker waren? Netzer setzt auf die Ochsentour durch mühsame Überzeugungsarbeit. „Dabei müssen Interessen ausgeglichen und Widersprüche überwunden werden“, sagt er.
Das ist nicht leicht, denn alle Bemühungen scheitern an regionalen Widerständen. LBBW-Chef Rainer Neske sieht „derzeit keinen Bedarf für Zusammenschlüsse“. Die Banken haben auch völlig unterschiedliche Geschäftsmodelle. So ist die LBBW nicht nur Rückgrat der Sparkassen bei Geschäften, die deren lokalen Rahmen sprengen. Sie tritt auch offen als Gegenspieler ihrer Anteilseigner auf. In vielen Marktplätzen im Ländle liegen Filialen der LBBW in nächster Nähe zu denen der örtlichen Sparkassen. Auch die BayernLB leistet sich mit der Direktbank DKB eine Tochter, die im Endkundengeschäft wildert. Netzer sieht das aber nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung.
Es wird wohl ein mühsames Verhandeln und ein Weg über viele Einzeletappen, bis es zu einem Zentralinstitut für alle deutsche Sparkassen – der gängige Begriff Superlandesbank führt eher in die Irre – kommt. Für Netzer ist klar, dass auf lange Sicht schlankere Strukturen unumgänglich sind: „Es gilt, sich so aufzustellen, dass wir Kundennutzen und Marktchancen maximieren.“
Im Alltagsgeschäft haben sich Bayerns Sparkassen 2018 im für sie ungünstigen Zinsumfeld achtbar geschlagen. Ein kräftiger Schub bei den Unternehmenskrediten um 5,6 Prozent ist zu verzeichnen. Dennoch stiegen Einlagen insgesamt stärker als das Kreditvolumen. Sie legten um 4,5 Prozent auf 167,2 Milliarden Euro zu. Das Kreditvolumen stieg um 4,1 Prozent auf 135,9 Millionen. Im Niedrig-Zinsumfeld ist das Betriebsergebnis dahingeschmolzen. Es lag 2018 mit 1,67 Milliarden Euro um fünf Prozent unter dem Wert von 2017. Von „verkleinerten Spielräumen“ spricht Netzer.
Wenig tut sich bei den Zusammenschlüssen einzelner Sparkassen. Lediglich die geplante Fusion zwischen den Instituten Nördlingen und Dillingen (Schwaben) dürfte heuer unter Dach und Fach kommen. Die erwünschte, aber bisher gescheiterte Fusion der Sparkassen in den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg ist – wenn überhaupt – nicht vor den nächsten Kommunalwahlen im Jahr 2020 vorstellbar. MARTIN PREM