China schlägt im Zollstreit zurück

von Redaktion

VON ANDREAS LANDWEHR UND MAREN HENNEMUTH

Washington/Peking – Im Handelskrieg mit den USA schlägt China zurück. Nach der Erhöhung der US-Zölle auf China-Waren hebt Peking seinerseits seine Sonderabgaben auf US-Produkte im Wert von 60 Milliarden US-Dollar (53,34 Milliarden Euro) an. Wie die Regierung mitteilte, werden die zusätzlichen Zölle gestaffelt von 10 bis 25 Prozent, gelten, aber erst vom 1. Juni an. Die „Anpassung“ sei eine „Antwort auf den US-Unilateralismus und Handelsprotektionismus“.

Die Eskalation in dem seit Monaten andauernden Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften ließ die amerikanischen Börsen zum Handelsauftakt absacken. Auch der Dax rutschte zwischenzeitlich um über 1,5 Prozent ab. Die chinesischen „Gegenzölle“ folgten auf die Anhebung der Sonderabgaben der USA auf China-Importe im Wert von 200 Milliarden Dollar. Die Zölle stiegen in der Nacht zum Freitag von 10 auf 25 Prozent. Für weitere Importe im Volumen von 50 Milliarden Dollar lag der Satz bereits zuvor bei 25 Prozent.

Dadurch sah sich China genötigt, „notwendige Gegenmaßnahmen“ zu ergreifen. Da die USA aber gar nicht in der Höhe nach China exportieren, sind die chinesischen Strafzölle vergleichsweise moderat. Auch treten sie erst in drei Wochen in Kraft, sodass noch Zeit für Verhandlungen bleibt. China hoffe, dass die USA im Sinne gegenseitigen Respekts „auf den rechten Weg der bilateralen wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Handelsgespräche zurückkehren“.

US-Präsident Donald Trump hatte die Regierung in Peking allerdings vor Gegenmaßnahmen gewarnt. „China sollte nicht Vergeltung üben – es wird nur noch schlimmer“, schrieb er vorher auf Twitter. Er gab China die Schuld an der Eskalation und warnte Peking vor Konsequenzen. Man sei kurz davor gewesen, ein „großartiges“ Abkommen abzuschließen, dann sei China aber abgesprungen.

Die neue Verschärfung des Streits folgte auch auf die Ankündigung der USA am Wochenende, in einem zweiten Schritt sogar alle Einfuhren aus China mit Sonderzöllen belegen zu wollen. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer berichtete, Trump habe angeordnet, 25-prozentige Abgaben auf weitere Waren im Wert von rund 300 Milliarden Dollar vorzubereiten – und damit auf alle chinesischen Importe.

Laut Daten der New York Federal Reserve Bank trieben im vergangenen Jahr allein die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium vom März und die Zölle auf chinesische Waren vom Juli den Verbraucherpreisindex um 0,3 Prozentpunkte in die Höhe. Für die Zölle auf Waschmaschinen, verhängt im Januar 2018, kamen Forscher der Universität von Chicago und der New Yorker Fed im April zu dem Schluss, dass US-Verbraucher im vergangenen Jahr insgesamt 1,5 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) mehr auf den Tisch legten. Der Preis für eine Waschmaschine erhöhte sich damit durchschnittlich um 86 Dollar; ein Trockner kostete sogar 92 Dollar mehr.

Das Problem ist zudem, dass die Zölle nicht nur fertig verarbeitete Produkte wie Möbel oder Haushaltsgegenstände betreffen, sondern auch Zwischenprodukte der verzahnten Wertschöpfungsketten – darunter Stahl, Leder, Gummi und Plastik. Die Beratungsfirma Trade Partnership befürchtet, dass die Erhöhung der Zölle auf chinesische Waren von zehn auf 25 Prozent für US-Normalbürger deutliche Mehrkosten bedeutet: Eine vierköpfige Familie müsse pro Jahr 767 Dollar mehr ausgeben.

Als Vergeltung für US-Zölle schraubte die Volksrepublik unter anderem die Zölle auf US-Agrarprodukte deutlich nach oben, betroffen sind vor allem Sojabohnen. Obwohl die Trump-Regierung die darunter leidenden US-Farmer mit zwölf Milliarden Dollar unterstützt, wächst bei den Bauern der Unmut. Mehrere republikanische Senatoren aus betroffenen Staaten äußerten sich besorgt. Die Farmer „verlieren die Geduld“, mahnte etwa Iowas Senatorin Joni Ernst – selbst wenn sie vielleicht gerade keine neue Waschmaschine brauchen.

Artikel 5 von 5