Fiat Chrysler will mit Renault Weltkonzern schmieden

von Redaktion

Französischer Autobauer signalisiert Interesse an Fusion – Konkurrenz für Volkswagen und Toyota

London – Der US-italienische Autokonzern Fiat Chrysler (FCA) will mit dem Konkurrenten Renault fusionieren. Bei einem Zusammenschluss würde der drittgrößte Autokonzern der Welt entstehen – und Volkswagen und Toyota herausfordern.

FCA schlägt nach eigenen Angaben vor, dass beide Unternehmensgruppen je die Hälfte an dem geplanten Gemeinschaftsunternehmen halten. Durch die Fusion erhoffen sich die Konzerne jährliche Einsparungen in Höhe von fünf Milliarden Euro. Renault bestätigte, den Vorschlag erhalten zu haben.

An den Börsen wurden die Pläne begrüßt. Die beiden Konzerne verbuchten am Vormittag ein teils deutliches Kursplus – aber auch andere Autowerte profitierten zunächst von den Fusionsplänen. Unerwartet kommt die Offerte nicht: Es habe bereits Gespräche gegeben, um Produkte und Regionen für eine Zusammenarbeit zu identifizieren, berichtete Fiat Chrysler gestern.

Der französische Hersteller Renault ist seit Langem mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi in einer Allianz verbunden. Eine Fusion aber stößt in Japan auf Widerstand. Zusammen verkauften die Partner im vergangenen Jahr 10,76 Millionen Fahrzeuge. Mit dem US-italienischen Autoriesen FCA kämen die Hersteller auf mehr als 15 Millionen und würden Volkswagen (10,83 Millionen) klar überholen – falls die Japaner an Bord sind.

FCA führt unter anderen die Marken Alfa Romeo, Fiat, Chrysler, Dodge, Jeep oder Maserati und hat rund 199 000 Beschäftige. Fiat Chrysler versicherte, es sollten keine Fabriken geschlossen werden. Als Vorteil werden auch die unterschiedlichen Stärken gesehen. Renault ist in Europa, Russland oder Afrika stark, FCA vor allem in Amerika.

Der französische Staat hat bei Renault ein gehöriges Wort mitzureden, denn er hält 15 Prozent der Anteile. Renault hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan. Nissan ist seinerseits zu 15 Prozent an Renault beteiligt.

Nach der Verhaftung von Automanager Carlos Ghosn in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden.

Ein Zusammenschluss von FCA mit Renault würde auf bestehende Kooperationen wirken: So sind die Franzosen auch mit Daimler verbandelt. Nicht nur der Autozwerg Smart steht mit dem Twingo von Renault auf einer Plattform. Auch der Mercedes-Transporter Citan ist unschwer als Ableitung des Renault Kangoo zu erkennen. Und in vielen kleinen Mercedes-Modellen arbeiten Renault-Motoren.

Umgekehrt ist der Fiat Qubo weitgehend mit den ebenfalls in der Türkei gebauten Kleintransportern Peugeot Bipper und Citroën Nemo baugleich. Peugeot-Citroën (PSA) ist Hauptkonkurrent von Renault in Frankreich.

Kooperationen sind in der Industrie nicht selten und werden in der Regel bis zu einem Modellwechsel fortgeführt. Langfristig wird vor allem der Druck auf Mercedes steigen, neue Partner zu suchen. Die jüngsten Vereinbarungen mit BMW zu Carsharing & Co müssen in dieser Hinsicht nicht das Ende der Fahnenstange sein.  dpa/mp

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