Bamberg/Eschenlohe – Der Diesel war schon totgesagt. Doch die Verkäufe kommen – wenn man die jüngsten Absatzzahlen betrachtet – wieder in Schwung. Die mögliche Sperrung ganzer Stadtbezirke für nicht ganz neue Selbstzünder ist nicht vom Tisch, verliert nun aber ihren Schrecken. Denn nun hat das Kraftfahrt-Bundesamt dem ersten Nachrüstsystem für Euro-5-Diesel die Betriebserlaubnis (ABE) erteilt. Sie gilt zwar bisher nur für Fahrzeuge, die nicht gerade die Zulassungshitlisten anführen: Es sind die Volvo-Modelle XC60, XC70, V60 und V 70.
Doch der Entwickler, Dr. Pley aus Bamberg und der Hersteller Bosal, haben die Zulassung auch für eine Reihe absatzstarker Modelle angekündigt. Es geht um die weitverbreiteten Vierzylinder-Diesel von BMW in den Modellen X3, 318d, 320d, 325d, 520d und 525d. Für den 15. August wird die Betriebserlaubnis erwartet, die diese Modelle umfasst.
Noch schneller – voraussichtlich noch in dieser Woche – geht es bei Nachrüstungen für Mercedes. Hier geht es um die Modelle C220/250cdi, E220/250cdi, GLK 220cdi und V220cdi. Und bei Mercedes können die Kunden auf finanzielle Hilfe des Konzerns hoffen: Mercedes hat bis zu 3000 Euro für die Nachrüstung eines Fahrzeugs versprochen – allerdings nicht in jedem Fall. Die Zusage gilt nur in 15 Problemregionen mit hohen Stickoxid- Messwerten. Der Großraum München zählt dazu.
Aber wer seinen Mercedes erst in den letzten Monaten gebraucht gekauft hat, bleibt auf den Nachrüstungskosten sitzen. BMW hat finanzielle Hilfen für die Nachrüstung der eigenen Modelle von vornherein abgelehnt.
Auch für Fahrzeuge anderer Hersteller tut sich einiges. Oberland Mangold aus Eschenlohe (Landreis Garmisch-Partenkirchen) steht in den Startlöchern. Firmenchef Hubert Mangold geht davon aus, „dass wir mit unserer Lösung, die Neoblue heißt, bis Ende drittes, Anfang viertes Quartal auf den Markt kommen“.
Mangold hat immer darauf bestanden, dass Nachrüstungen für fast alle Modelle möglich wären. Doch das scheitert am Prozedere. Die Nachrüstlösung für jeden Motortyp müsse extra bewertet werden. „Das macht es“, so Mangold, „extrem aufwendig und verzögert natürlich den Prozess“. Außerdem habe die Politik bei den Anforderungen an die Stickoxid-Minderungssysteme immer wieder nachgelegt, zuletzt mit einer Veröffentlichung am 26. Juli im Bundesanzeiger.
Es ist also damit zu rechnen, dass zuerst die Lösungen für besonders verbreitete Dieselmaschinen zu haben sind. Etwa für VW-Motoren, die auch bei Audi, Skoda und Seat im Einsatz sind. Den Kostenrahmen schätzt Mangold auf 3000 bis 4000 Euro. Wenn die Hersteller den Zugriff auf einzelne Komponenten, etwa Ad-Blue-Tanks geben, könne es deutlich günstiger werden.
Allerdings müssen sich Autofahrer auf steigende Betriebskosten einstellen. Die politischen Vorgaben erlauben, dass der Treibstoffverbrauch bei einer Nachrüstung um sechs Prozent steigen darf. Der ADAC hat in Tests auch deutlich höhere Mehrverbräuche ermittelt. Dazu kommen noch die Kosten für das regelmäßig nachzufüllende Ad-Blue.