Washington/Peking – Schock für Anleger am Aktienmarkt: US-Präsident Donald Trump plant zusätzliche Strafzölle auf chinesische Importe. Unmittelbar nach der Ankündigung am Donnerstagabend rutschte die US-Börse ins Minus und setzte ihre Talfahrt auch gestern fort. Der Dow-Jones-Index verlor seit Trumps Tweet fast 1000 Punkte oder 3,5 Prozent. Der deutsche Leitindex Dax gab am Freitag um zeitweise rund 400 Punkte nach und stürzte unter die Marke von 12 000 Punkten, ein Minus von 3,4 Prozent. Mit heftigen Verlusten hatten am Freitagmorgen auch die asiatischen Börsen reagiert. Die Eskalation des Konflikts der größten Volkswirtschaften der Erde droht die globalen Konjunkturaussichten weiter einzutrüben. Das könnte auch die exportlastige deutsche Wirtschaft empfindlich treffen und den Abschwung verstärken.
Die Folgen des Handelskriegs dürften auch US-Verbraucher zu spüren bekommen: Mit den von Trump angekündigten neuen Strafzöllen auf Importe aus China drohen steigende Preise. Die Liste der betroffenen Produkte bestehe fast nur aus Konsumgütern, warnte der US-Einzelhandelsverband Rila. „Wenn diese Zölle in Kraft treten, werden amerikanische Verbraucher die Hauptlast dieser Taktik durch höhere Preise für Alltagsgegenstände wie Kleidung, Spielzeug, Haushaltswaren und Elektronik tragen.“
Im Handelskrieg mit China hatte Trump am Donnerstag angekündigt, vom 1. September an zusätzliche Zölle von zehn Prozent auf chinesische Güter im Wert von 300 Milliarden Dollar (270 Milliarden Euro) zu erheben. Schon im vergangenen Jahr hatte Trumps Regierung Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe im Wert von 250 Milliarden Dollar verhängt, die bestehen bleiben. Setzt Trump seine Ankündigung um, würden die gesamten chinesischen Importe in die USA – 2018: Waren im Wert von rund 540 Milliarden Dollar – von Strafzöllen erfasst. Auch China hat Strafzölle gegen US-Produkte erhoben.
China machte am Freitag deutlich, dass es mit Gegenmaßnahmen reagieren werde, wenn Trump mit neuen Strafzöllen ernst macht. Der Handelskonflikt zwischen den beiden Staaten eskaliert seit mehr als einem Jahr. Auslöser war die Verärgerung Trumps darüber, dass China weit mehr in die USA exportiert als umgekehrt (siehe Grafik). Die Außenhandelszahlen zeigen: Auch aus Deutschland importieren die USA deutlich mehr als sie exportieren.
Im Handelsstreit mit der EU gab es am späten Freitagabend indes ein Entspannungssignal. Trump feierte sich im Weißen Haus für den Abschluss eines neuen Handelsabkommens mit der EU. Die Europäer dürften bald mehr amerikanisches Rindfleisch essen. „Das ist ein bedeutender Erfolg für amerikanische Landwirte, Bauern und natürlich europäische Verbraucher“, sagte Trump.
Der Wert der zollfreien Rindfleischexporte werde dank des Abkommens im Lauf der nächsten sieben Jahre von rund 150 Millionen US-Dollar auf etwa 420 Millionen Dollar ansteigen, erklärte die US-Regierung. Die EU-Kommission hatte bereits Mitte Juni angekündigt, dass künftig Teile des globalen Einfuhrkontingentes von jährlich 45 000 Tonnen fest für US-Anbieter reserviert werden sollen. Innerhalb von sieben Jahren soll der US-Lieferanteil nun auf 35 000 Tonnen pro Jahr steigen. Nur 10 000 Tonnen würden dann aus anderen wichtigen Lieferländern wie Argentinien und Uruguay kommen.
Das Abkommen muss auf EU-Seite noch final bestätigt werden, die Zustimmung gilt jedoch als unproblematisch. Vertrag hin oder her, am Ende entscheiden natürlich die Verbraucher in Europa an der Supermarktkasse: Kein Vertrag kann den Verkauf von Rindfleisch erzwingen.
Das Einlenken der EU beim Thema Rindfleisch gilt als ein Grund, warum sich Trump im vergangenen Sommer bereiterklärte, den Handelskonflikt mit der EU vorerst ruhen zu lassen – und auch zusagte, vorerst keine weiteren Sonderzölle auf Autos oder andere Waren aus der EU einzuführen. Zölle auf Autoimporte würden vor allem auch deutsche Hersteller treffen. Für sie ist Nordamerika ein wichtiger Absatzmarkt.