Chef des Autoindustrie-Verbandes tritt überraschend ab

von Redaktion

Kritik aus den Konzernen an Mattes – „Zu wenig vernetzt“ – Proteste auf der IAA – Bürgermeister darf nicht reden

Frankfurt – Just am Eröffnungstag der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt gibt der Chef des mächtigen deutschen Autoindustrieverbandes, Bernhard Mattes, seinen Rücktritt zum Jahresende bekannt. Der frühere Ford-Manager ist erst seit März 2018 VDA-Präsident. Der Verband gilt als einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland.

Der „Spiegel“ hatte vor Kurzem berichtet, an Mattes werde Kritik laut. Es gebe „Defizite in der politischen Unterstützung“ für die Industrie, hatte das Magazin unter Berufung auf einen hochrangigen Automanager berichtet. Der VDA verkaufe sich unter Wert. Kritiker hielten Mattes vor, er sei nicht eng genug mit den Entscheidungsträgern in Berlin und Brüssel vernetzt. Gerade jetzt, wo die Politik die Klimaziele verschärfe, brauche die Autoindustrie eine stärkere Stimme. Der „Spiegel“ berichtete, es kursiere bereits der Name eines möglichen Nachfolgers: Günther Oettinger, der im November seinen Posten als EU-Kommissar aufgibt.

Zuvor hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Eröffnung der IAA für einen schnellen Ausbau der Infrastruktur ausgesprochen. Der Umbruch in der Mobilität sei eine „Herkulesaufgabe“ für Staat und Industrie gleichermaßen, bei der eng zusammengearbeitet werden müsse, sagte sie gestern in Frankfurt. Die Verlässlichkeit der Ladeinfrastruktur sei für den Erfolg der Elektromobilität von größter Bedeutung. 20 000 Ladepunkte seien noch lange nicht ausreichend.

„Wir können das schaffen, als Deutschland vorne mit dabei zu sein“, sagte Merkel. Die Kanzlerin kündigte an, dass bis 2022 entlang aller Autobahnen der neue Mobilfunkstandard 5G zur Verfügung stehen werde, und zwei Jahre später auch entlang der Bundesstraßen. Die Technologie ist wichtig für neue digitale Funktionen in den Autos.

Klimaschützer werfen der Autoindustrie indes vor, den Wandel zu emissionsfreier Elektromobilität nicht entschlossen genug voranzutreiben und weiter auf klimaschädliche Stadtgeländewagen (SUVs) zu setzen. Am Ausstellungsstand von Volkswagen kletterten Aktivistinnen auf Autos und hielten Plakate mit der Aufschrift „Klimakiller“ hoch. Während Merkel den BMW-Stand besuchte, wurde zudem ein herannahender Protestler vom Sicherheitsdienst abgefangen und abgeführt. Für das Wochenende sind große Demonstrationen angekündigt.

Im Vorfeld der Eröffnungsfeier hatte es Ärger um den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) gegeben, der anders als in den Vorjahren nicht sprechen sollte. Laut Redemanuskript wollte Feldmann unter anderem sagen: „Frankfurt braucht mehr Busse und Bahnen, aber nicht mehr SUVs.“ Darüber berichtete die „Frankfurter Rundschau“. Feldmann habe nie auf der Rednerliste gestanden, erklärte dagegen der VDA.

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