Osram-Bieterschlacht: AMS kontert US-Investoren mit Trick

von Redaktion

München – Das neu formierte US-Investorenduo aus Bain und Advent konnte wohl nur kurz Hoffnung schöpfen, Osram übernehmen zu können. Am Mittwoch hatten beide Investoren ein neues Kaufangebot mit „bedeutendem Aufschlag“ angekündigt. Nun kontert Konkurrent AMS seinerseits mit einem „endgültigen Angebot“ – und nennt im Gegensatz zu Bain und Advent auch einen Preis. 41 Euro je Osram-Aktie will der Sensorhersteller aus Österreich zahlen, was in der Summe 4,5 Milliarden Euro für das Münchner Traditionsunternehmen bedeutet. Das sind 200 Millionen Euro mehr als bisher angeboten.

Durch einen Trick gelingt es den Österreichern dabei auch, eine Verlängerung der Angebotsfrist um zwei Wochen zu umgehen. Denn AMS hat das eigene Angebot nicht verändert, sondern am Markt einem Osram-Aktionär Anteilsscheine zum Preis von 41 Euro abgekauft. Finanzexperten sprechen von einer „kalten Erhöhung“. Das Wertpapierübernahmegesetz verpflichtet AMS damit, auch allen anderen Osram-Aktionären einen solchen Preis zu bieten, was keine Fristverlängerung nach sich zieht. Bain und Advent haben damit nur noch zwei Werktage Zeit, selbst ein konkretes Angebot vorzulegen, das AMS überbietet oder das zumindest anzukündigen. Experten halten es aber für unwahrscheinlich, dass es dazu in der Kürze der Zeit kommt.

Das AMS-Angebot läuft bis kommenden Dienstag um Mitternacht. Bis dahin müssten Bain und Advent eine Finanzierung für eine Summe auf die Beine stellen, die 4,5 Milliarden Euro übersteigt.

Weil eine nötige Prüfung der Finanzaufsicht Bafin dafür in der Regel zwei Wochen dauert, ist ein verbindliches Angebot grundsätzlich nicht mehr möglich, sondern bestenfalls eine Ankündigung dessen. Insider gehen zudem davon aus, dass AMS sich beim Preis von 41 Euro je Osram-Aktie auch Zusagen von Großaktionären gesichert hat, bei dieser Summe die eigenen Anteile zu verkaufen. AMS hat die Übernahme vom Erreichen einer Quote von 62,5 Prozent abhängig gemacht. Deren Erreichen ist nun ein gutes Stück wahrscheinlicher geworden.

Osram-Belegschaft und IG Metall umschmeichelt AMS-Chef Alexander Everke mit weitreichenden Versprechen. Er spricht sich für alle deutschen Standorte von Regensburg und Berlin über Herbrechtingen und Schwabmünchen bis Traunreut und Eichstätt eine dreijährige Bestandsgarantie aus. München soll Co-Hauptsitz werden. Garantien für Stellen gibt es allerdings nicht: Vielmehr hat AMS für die Münchner Zentrale den Abbau von hunderten Jobs angekündigt. Für das Werk Regensburg wurde aber ein Aufbau in ähnlicher Größenordnung zugesagt. THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

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