Radikalkur der Commerzbank trifft Kunden

von Redaktion

Die Commerzbank rüstet sich mit tiefen Einschnitten für die Zukunft. Tabus gibt es keine – weder bei Jobs noch bei Filialen. Kunden stellt das Geldhaus auf höhere Gebühren ein.

VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt – Radikaler Umbau des Geschäfts: Kunden der Commerzbank und auch der Direktbank Comdirect müssen sich auf steigende Preise einstellen, Filialen werden geschlossen, Beschäftigte bangen um ihre Jobs. 4300 Vollzeitstellen will die Commerzbank insgesamt streichen, die Gewerkschaft Verdi hat Widerstand angekündigt.

Denn die von der Schließung und Zusammenlegung von Filialen betroffenen Beschäftigten sollen nach Plänen der Commerzbank auf die übrigen Ableger verteilt werden. Das Institut will mit ihrem neuerlichen Sanierungsprogramm, das der Aufsichtsrat am Donnerstag billigte und das Vorstandschef Martin Zielke am Freitag erläuterte, in den nächsten drei Jahren 200 von derzeit 1000 Filialen schließen.

Welche Ableger wo betroffen sein könnten hält Zielke noch unter Verschluss. Vermutlich dürften vor allem Filialen in Ballungsgebieten betroffen sein und Ableger, bei denen die Mietverträge auslaufen. Auch Details über den Stellenabbau lässt der Vorstandschef offen und verweist auf die Gespräche mit Arbeitnehmervertretern, die jetzt rasch beginnen sollen.

Generell wird der Abbau, wie Finanzvorstand Stephan Engels am Freitag erläuterte, Beschäftigte in den Filialen, bei der Onlinebank Comdirect – sie wird in die Commerzbank integriert – und in Verwaltungsbereichen treffen. Umgekehrt sollen rund 2000 Stellen neu geschaffen werden, etwa 150 im Vertrieb und weitere in der IT.

Völlig offen ist auch, was mit der Zentrale der Comdirect in Quickborn bei Hamburg passiert und mit den rund 1500 Jobs bei der Tochter, die Zielke als „erstklassige Direktbank“ ausdrücklich lobt. Mittlerweile aber hätten sich die Geschäftsmodelle von Mutter und Tochter weiter angenähert, sodass die Bündelung der Kräfte und die Konzentration auf eine Marke Sinn mache. Die Comdirect verliert ihre Eigenständigkeit als börsennotiertes Unternehmen, die Commerzbank will die restlichen Anteile übernehmen. Sie hält bereits 82 Prozent der Aktien.

Den ausstehenden Aktionären wird sie ein Angebot mit einem Aufschlag von 25 Prozent auf den Kurs vom 20. September unterbreiten. Insgesamt soll die Zahl der Vollzeitbeschäftigten bei Deutschlands zweitgrößter Bank bis Ende 2023 auf dann nur noch 29 300 sinken. Ende Juni waren es noch 40 700. Allerdings fallen auch 6600 Stellen durch den geplanten Verkauf der mBank, der Commerzbank-Tochter in Polen weg. Seit der Übernahme der Dresdner Bank Ende 2008 wird die Commerzbank bis Ende 2023 mehr als die Hälfte der damals noch 61 300 Stellen gestrichen haben.

Teurer dürfte es für die rund 11,1 Millionen Kunden der Bank werden. Leistungen des Instituts würden „entsprechend bepreist“, sagte Zielke. „Das ist aber nicht die Einstimmung auf den Abschied vom kostenlosen Girokonto“, versichert er. Er betonte auch, dass die günstigen Preise für Kunden der Comdirect beibehalten würden. Für sie ändere sich nichts. Andererseits sagte er, dass die Preise von Commerzbank und Comdirect „zusammengeführt“ würden. Fest steht aber, dass der Name „Comdirect“ künftig nur noch für einzelne Produkte verwendet wird.

Geschäftskunden und vermögende Privatkunden müssen bei der Commerzbank mit noch tieferen Negativzinsen rechnen. „Für Kunden mit Einlagen bis zu 100 000 Euro kann ich mir das aber nicht vorstellen“, betonte Zielke ausdrücklich.

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