Die Logik hinter der Peugeot-Fiat-Fusion

von Redaktion

VON MARTIN PREM

Paris/Turin – Die Sänfte DS von Citroën, der biedere Opel Rekord, das winzige Raumwunder Fiat Cinquecento, der sportliche Alfa-Romeo Giulia und dann das Sahara-Transportschiff Peugot 505: Das Sammelsurium von markenprägenden Fahrzeugen – jeder mit unverwechselbaren technischem Innenleben – hat in den 1950er- bis 1970er-Jahren mit seiner Vielfalt die europäische Autoindustrie mitgeprägt. Nun soll das unter einem Dach zusammenwachsen.

Nach wochenlangen Verhandlungen haben die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler ihre Fusion beschlossen. Der Gigant überholt in der Weltrangliste der Verkäufe Honda, Ford, GM und Hyundai

Das eigentlich erstaunliche an der früheren Vielfalt ist, dass die Marken ihren Ruf und ihre überaus treuen Fangemeinden halten konnten. Dabei werkelt unter den – noch gerade so auseinanderhaltbaren Blechhüllen – fast identische Technik. Das gilt ohnehin für Peugeot Citroën, Opel und Vauxhall auf der einen, aber auch für Fiat und Alfa auf der anderen Seite. Wenn nun alles zu einer Plattform verschmilzt, wird sich daran nicht viel ändern.

Die industrielle Logik hinter dem Fusionsplan ist schlüssig: Man spart bei Einkauf und Entwicklung, die angesichts der Herausforderungen der Elektromobilität und des autonomen Fahrens für kleinere Konzerne kaum mehr zu schultern ist. Und man kann die Auslastung von Fabriken besser steuern. Insgesamt sollen 3,7 Milliarden Euro gehoben werden – „ohne Werksschließungen“, heißt es in der Erklärung von PSA. Hellhörig allerdings sollte der zweite Halbsatz machen: Es sind nur Werksschließungen ausgeschlossen, „die aus der Transaktion resultieren“. Das ist kein Hintertürchen, sondern ein Hinter-Scheunentor.

Ohnehin liegen die größten Sparpotenziale nicht in den Werken, sondern in Einkauf, Verwaltung und Entwicklung. Da sollte sich keiner seines Jobs zu sicher sein.

Für die Kunden ändert sich wenig. Sie werden kaum beachten, welcher Motor unter der Haube tuckert, oder ob der Querlenker in Zukunft aus Frankreich oder Italien kommt. Das wird ähnlich geräuschlos funktionieren, wie bei der Integration von Opel. Auch diesmal wird PSA-Chef Carlos Tavares sich die Führung nicht aus der Hand nehmen lassen. Dass John Elkann als führender Vertreter des Agnelli Clans und damit der Fiat Seite als Chairman die Aufsicht über ihn haben soll, dürfte eher kosmetischer Natur sein.

Eine Sonderrolle im Konzern spielen weiterhin die US Marken: Der Pick-up-Truck Dodge Ram und die Marke Jeep lassen sich nicht so einfach über europäische Einheitsplattformen stülpen. Doch auch hier sind Synergien sichtbar. Lancia ist ja zum europäischen Etikett für Autos der US-Marke Chrysler verkommen. Dann gibt es in Italien noch Maserati und Ferrari, die ebenfalls nicht Plattform-tauglich sind. Andererseits könnte der neue Konzern mit traditionsreichen Premium-Marken nicht nur Massenhersteller herausfordern: Auch Porsche, BMW, Mercedes, Jaguar-Landrover und Volvo sind im Visier.

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