Frankfurt – Moderne Technik legt Datendieben an Geldautomaten in Deutschland zunehmend das Handwerk. Im laufenden Jahr gab es weniger Versuche als im Vorjahr, Kartendaten und Geheimnummern von Bankkunden auszuspähen. Der Schaden durch solche „Skimming“-Attacken sank auf ein Rekordtief. Nach Angaben von Euro Kartensysteme manipulierten Kriminelle in den elf Monaten bis einschließlich November dieses Jahres 227 Mal Geldautomaten, um Daten abzuschöpfen. Im Vorjahreszeitraum hatte die Frankfurter Einrichtung, die sich für die deutsche Kreditwirtschaft um das Sicherheitsmanagement für Zahlungskarten kümmert, 428 solcher „Skimming“-Fälle gezählt.
Begehrtestes Ziel: Berlin mit bisher 109 Fällen in diesem Jahr. „Dies dürfte im Wesentlichen der dortigen hohen Anzahl an ausländischen, insbesondere außereuropäischen Touristen geschuldet sein“, erklärt das Bundeskriminalamt (BKA) die Häufung. Die Bankkarten der Touristen seien teilweise noch nicht mit dem sicheren EMV-Chip ausgestattet.
In Bayern gab es im laufenden Jahr 27 Attacken – deutlich mehr als im Jahr zuvor. 2018 wurden im Freistaat nur sieben Fälle registriert. Gründe für den Anstieg wurden nicht genannt.
Im Grunde funktionieren Kartendubletten nur noch dort, wo Bezahlkarten noch mit vergleichsweise leicht kopierbaren Magnetstreifen ausgerüstet werden. In Deutschland setzt die Branche seit Jahren auf die EMV-Technologie. Dabei sind Bezahlkarten mit einer Art Mini-Computer ausgestattet, die Karte wird bei jedem Gebrauch auf Echtheit geprüft.
Insgesamt summierte sich der Bruttoschaden durch „Skimming“ im laufenden Jahr Euro Kartensysteme zufolge bis einschließlich November auf rund 1,28 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es rund 1,34 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte des Schadens holt sich die heimische Kreditwirtschaft aus dem Ausland zurück. Die Experten von Euro Kartensysteme ziehen ein ermutigendes Fazit: „Kartenfälschungsfälle durch Skimming sterben langsam aus.“
Auch das BKA kommt in seinem aktuellen Lagebild zur Kriminalität an Geldautomaten zu dem Schluss, dass die Umstellung auf die neue Chiptechnologie Wirkung zeigt. Das BKA warnt jedoch zugleich, dass auch die Täter mit der Zeit gehen. Das zeige sich beispielsweise an „vermehrten Hackingangriffen auf Geldautomaten-Netzwerke“. Auch das „Jackpotting“ nehme zu: Dabei schleusen Kriminelle eine Schadsoftware auf den Rechner des Geldautomaten. Anschließend erfolgt über den infizierten Rechner ein Zugriff auf das Auszahlungsmodul des Automaten, um so möglichst viele Bargeldauszahlungen nacheinander zu veranlassen.
Verbraucher in Deutschland, die Opfer von „Skimming“ geworden sind, müssen normalerweise keinen finanziellen Nachteil fürchten. In der Regel ersetzen Geldinstitute solche Schäden – vorausgesetzt, die Kunden sind sorgfältig mit ihrer Bankkarte und PIN umgegangen.
Weil jedoch viele Verbraucher entgegen aller Warnungen Karte und Geheimzahl zusammen in ihrem Geldbeutel aufbewahren, gelingt es Kriminellen häufig, sich auf diesem Weg Zugang zu fremden Konten zu verschaffen. 10 004 Fälle von Diebstahl oder Verlust von Zahlungskarten wurden bis einschließlich November des laufenden Jahres in Deutschland gezählt und damit mehr als in den elf Monaten des Vorjahres (9329).