Berlin – Der neue Geschäftsführer des Netzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, sieht trotz viel Kritik Potenzial für Windräder an Land. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es noch viele Flächen gibt, die man dafür besser nutzen kann“, sagte er. So kämen Einflugschneisen an Flughäfen für Windkraftanlagen infrage . Hier könnte die Deutsche Flugsicherung Technologien entwickeln, die Windausbau und Sicherheit gemeinsam zulassen.
Um Fluganlagen gibt es in der Regel einen Schutzbereich in einem 15-Kilometer-Umkreis, in dem jedes Bauvorhaben spezielle Genehmigungen braucht. Ende Oktober standen deutschlandweit nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) rund 2100 Windenergieanlagen in den Schutzbereichen von Funkstandorten an Flughäfen. Weil es inzwischen so viele Windräder in Deutschland gebe, habe sich der Bau der Anlagen in den Schutzbereichen verlangsamt, sagte eine DSF-Sprecherin.
„Wenn die Politik aber feststellt, der Windausbau an Land wird schwieriger, dann muss sie rasch Klarheit schaffen, was den Offshore-Windausbau angeht“, also Windparks auf dem Meer, sagte Kapferer. „Da wissen wir alle, dass die Akzeptanz der Bevölkerung größer ist.“ Aufgrund der hohen Zahl an Volllaststunden, die die Offshore-Energie leiste, könnten deutlich größere Energiemengen erzeugt werden. „Und wir haben noch ungenutzte Flächen sowohl in der Ostsee als auch in der Nordsee“, sagte Kapferer.
Ohne die Akzeptanz der Bürger könne die Energiewende aus Kapferers Sicht aber ohnehin nicht gelingen. „Es nützt nichts, wenn man politische Ziele verfolgt, die von der Bevölkerung am Ende nicht akzeptiert sind“, sagte er mit Blick auf den derzeit schleppenden Ausbau der Windenergie an Land.
Um die Ziele der Bundesregierung bei den Erneuerbaren zu erreichen, müsse nicht der gesamte erneuerbare Strom aus Deutschland kommen, sagte Kapferer. Man selbst arbeite etwa an einer Leitung nach Schweden. Ein weiterer Übertragungsnetzbetreiber, Tennet, baue derzeit eine Trasse zwischen Norwegen und Deutschland, die „weit vorangeschritten“ sei. Kapferer ist seit Dezember Chef von 50Hertz. dpa