IG Metall: Viele Zulieferer sind planlos

von Redaktion

Kurz vor der anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie kommt eine Umfrage der IG Metall Bayern zu dem Ergebnis: Vielen Automobilzulieferern fehlt ein Zukunftskonzept.

VON SEBASTIAN HÖLZLE

München – Johann Horn ist eigentlich ein Kenner der bayerischen Automobilindustrie. Der 61-Jährige leitet nicht nur die IG Metall im Bezirk Bayern, er sitzt auch bei der VW-Tochter Audi in Ingolstadt im Aufsichtsrat. Als der Gewerkschafter vor Kurzem aber die Ergebnisse einer IG-Metall-Umfrage unter Betriebsräten der bayerischen Autoindustrie auswertete, wurde er dennoch stutzig: Demnach hat die Hälfte der bayerischen Autozulieferer, die vom Verbrennungsmotor abhängig sind, noch keine Alternative und keine Idee für die Zukunft.

„Da war ich auch überrascht“, sagte Horn gestern in München. In Bayern gebe es zu viele Verbrenner-Betriebe, denen es angesichts der Digitalisierung und dem Trend zur E-Mobilität an einem Zukunftskonzept fehle. Betroffen seien 39 Zulieferer mit knapp 20 000 Beschäftigten.

Horn sagte, die Beschäftigungsrisiken in der gesamten Automobilindustrie seien im Freistaat regional aber sehr unterschiedlich verteilt: Demnach liegen die größten Risiken vor allem in Franken und Schwaben. „Dort droht ein größerer Beschäftigungsabbau, wenn nicht gegengesteuert wird.“ Für das Jahr 2020 gebe es zwar noch Beschäftigungsgarantien für 180 000 Beschäftigte, diese würden aber in den Folgejahren auslaufen. Konkrete Firmennamen nannte Horn nicht – abgesehen von bereits bekannten Namen wie beispielsweise Conti, dessen Werk in Roding (Oberpfalz) die Schließung droht.

Der Strukturwandel führt zu einem Umdenken bei der IG Metall: Angesichts der Herausforderungen setzt die Gewerkschaft in der anstehenden Tarifrunde auf ein neues Verhandlungskonzept. Statt wie bisher mit den Arbeitgebern vor allem über Lohnzuwächse zu streiten, will die Gewerkschaft nun über ein „Zukunftspaket“ verhandeln. Das Paket sieht unter anderem vor, dass sich die Arbeitgeber dazu verpflichten, bei Unterauslastung vorrangig das Arbeitsvolumen zu reduzieren, ohne Löhne zu kürzen. „Ziel ist es, Stellenabbau zu vermeiden“, sagte Horn.

„Wir bieten den Arbeitgebern an, ohne eine bezifferte Forderung zur Erhöhung der Entgelte in diese vorgezogenen Verhandlungen zu gehen.“ Noch gibt es aus dem Arbeitgeberlager keine eindeutigen Signale zu der Idee.

Sollten die Arbeitgeber solche Verhandlungen ablehnen, will die IG Metall Mitte März in klassische Tarifverhandlungen gehen. „Auch darauf sind wir vorbereitet“, sagte Horn. „Ab dem 29. April wären dann Warnstreiks möglich.“ Auch drohte Horn: Sollten Verhandlungen um ein Zukunftspaket stattfinden, aber scheitern, komme es ebenfalls zu Warnstreiks.

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