Webasto: Nur 40 harren in der Zentrale aus

von Redaktion

Webasto versucht mit Heimarbeit, die Corona-Folgen abzumildern. Die Zentrale des Autozulieferers bleibt noch eine Woche weitgehend verwaist. Die Produktionsstandorte in Deutschland fahren aber Normalbetrieb.

VON MARTIN PREM

Stockdorf – Die Arbeit läuft weiter. Aber die Arbeitsplätze sind derzeit verlagert – ins heimische Arbeitszimmer oder notfalls an den Küchentisch. Webasto, der vom Corona-Virus besonders betroffene Autozulieferer mit Zentrale in Stockdorf – aber Produktionsstätten weltweit, hat sein Hauptquartier vor den Toren Münchens weitgehend stillgelegt. Die Mitarbeiter arbeiten von zuhause aus – noch bis kommenden Dienstag, wie das Unternehmen mitgeteilt hat. „Damit orientieren wir uns an der von Experten für den Virus angenommenen längsten Inkubationszeit von 14 Tagen“, sagt Konzernchef Holger Engelmann.

Die Produktion ist davon nicht betroffen – das frühere Stammwerk (die letzten dreiBuchstaben des Firmennamens stehen für Stockdorf) hat nur noch gebündelte Zentralfunktionen: Einkauf, Projektmanagement, Vertrieb, Controlling, Personalwesen IT oder Kommunikation. Das alles sind Arbeiten, die sich ohnehin für Homeoffice anbieten.

Doch auch der Prototypenbau und das Testen von neuen Produkten findet in der dafür aufwendig umgebauten Zentrale statt. Und hier nehmen zusätzlich zu einer Taskforce von rund 20 Personen auf freiwilliger Basis weitere 20 Webasto-Mitarbeiter heute ihre Arbeit wieder auf. Gesundheitsamt und Betriebsrat wurden vorher konsultiert. Die weitgehende Schließung der Zentrale sieht das Unternehmen ohnehin als reine Präventivmaßnahme. Bereits nach Bekanntwerden der ersten Ansteckungen wurden nach Auskunft des Unternehmens alle Gebäude von Fachpersonal gereinigt und desinfiziert.

Die deutschen Produktionswerke sind ohnehin nicht betroffen. In Utting am Ammersee, wo Webasto Dächer baut, in den niederbayerischen Standorten Hengersberg und Schierling, wo neben Dächer auch Batterien gefertigt werden, geht die Arbeit ebenso weiter wie in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), dem deutschen Werk für Heizsysteme.

Düster dagegen sieht es in China aus. Ursprünglich war von der Seuche nur einer von elf Standorten betroffen, allerdings der größte in Wuhan mit 500 Mitarbeitern. Doch auf Weisung der chinesischen Behörden müssen die von der Seuche betroffenen Unternehmen an allen Standorten die obligatorischen Ferien zum chinesischen Neujahrsfest um eine Woche verlängern. Sie dauern nun bis 10. Februar.

Davon ist Webasto als Unternehmen unmittelbar betroffen. Anders als die großen Autohersteller wie BMW, Mercedes oder Volkswagen brauchen Zulieferer wie Webasto kein Gemeinschaftsunternehmen mit einem chinesischen Partner, mit dem sie Gewinn und Risiko teilen, als Voraussetzung für eine Produktion in China. Sie können dort auch auf eigene Faust tätig werden.

In Wuhan ist die Seuche ausgebrochen, die nach Einschätzung von Experten von Wildtieren auf den Menschen übertragen wurde. Die Rede war von unterschiedlichen Tieren, Darunter Schlangen, Katzen und Fledermäuse, die in China nach wie vor als lebende Tiere auf Märkten gehandelt werden.

Eine chinesische Webasto-Mitarbeiterin, die in Stockdorf war, hat dort unmittelbar oder auch mittelbar offenbar sieben weitere Kollegen angesteckt. Außerdem wurde das Kind eines Mitarbeiters positiv getestet. Allerdings gab es bei 122 weiteren Webasto-Beschäftigten, die untersucht wurden, Entwarnung. Bei der Chinesin haben sich Symptome der Krankheit erst bei der Rückkehr nach China gezeigt.

Die Krankheit äußert sich bei ihrem Ausbruch durch grippeähnliche Symptome. Diese wurden auch bei einigen der acht Patienten in Bayern registriert, die im Schwabinger Krankenhaus vor allem beobachtet und isoliert werden. Alle acht zeigten sich, wie der Chefarzt Clemens Wendtner bereits am Sonntag mitteilte „weitestgehend symptomfrei. Erreger wurden bei ihnen aber weiterhin nachgewiesen.

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