Airbus: Milliarden-Verlust wegen Korruption

von Redaktion

Der europäische Flugzeugbauer Airbus muss für 2019 einen Verlust von knapp 1,4 Milliarden Euro verbuchen. Dafür verantwortlich ist eine Milliardenzahlung nach Korruptionsermittlungen. Bei Rüstung und Raumfahrt droht ein Stellenabbau.

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

Toulouse – 2019 war in mancher Hinsicht ein Rekordjahr für den Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus. Mit 863 Maschinen wurden so viele Passagierflugzeuge ausgeliefert wie noch nie – 2018 waren es 800. Und auch die Zahl der Nettobestellungen legte von 747 auf 768 Ziviljets zu.

Dennoch sind 2019 aus gut drei Milliarden Euro Jahresüberschuss knapp 1,4 Milliarden Euro Verlust geworden. Das geht primär auf zwei Faktoren zurück: An erster Stelle stehen 3,6 Milliarden Euro, die Airbus als Strafe für frühere Korruptionsfälle an Behörden in Frankreich, Großbritannien und den USA zahlt. „Das ist der Preis, um reinen Tisch zu bekommen“, erklärte der neue französische Konzernchef Guillaume Faury, der den Deutschen Tom Enders an der Spitze von Airbus abgelöst hat, bei der Bilanzvorlage in Toulouse.

Die Justiz in Paris und London hatte gegen Airbus wegen des Verdachts der Bestechung ausländischer Beamter sowie Geldwäsche ermittelt. In den USA gab es Ermittlungen wegen möglicher Verstöße bei Waffenexporten mit US-Bestandteilen.

Der zweite Grund für den Verlust: Mit 1,2 Milliarden Euro belastet der Militärtransporter A400M die Bilanz des Konzerns. Airbus korrigierte die Exporterwartungen für das Pannenflugzeug drastisch nach unten, was mit dem deutschen Exportstopp für Militärgüter nach Saudi-Arabien zu tun hat.

Weitere Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe fallen zudem wegen des auslaufenden größten Passagierflugzeugs der Welt A380 sowie Sanierungskosten in der Rüstungs- und Raumfahrt–sparte an. Würde man alle Sondereffekte ausblenden, hätte Airbus 2019 die operativen Gewinne um ein Drittel auf 6,4 Milliarden Euro gesteigert. Die Umsätze haben um gut ein Zehntel auf 70,5 Milliarden Euro zugelegt.

Auf operativer Basis erwartet Faury für 2020 eine Gewinnsteigerung auf rund 7,5 Milliarden Euro sowie die Auslieferung von 880 Passagierflugzeugen. Deshalb leistet sich Airbus auch den Luxus, trotz des Milliardenverlusts die Dividende von 1,65 auf 1,80 Euro zu erhöhen.

Im Vergleich zum US-Erzrivalen Boeing steht der Konzern mit seinem Hauptsitz im französischen Toulouse ohnehin glänzend da. Boeing kämpft darum, die Probleme mit seinem Hauptmodell 737 Max in den Griff zu bekommen, das nach zwei Abstürzen mit 346 Toten seit März 2019 weltweit nicht mehr fliegen darf.

Profitieren kann Airbus von der Boeing-Krise allerdings nicht, stellte Faury klar. „Wir sind bis 2025 ausgebucht und können nicht einspringen“, sagte der Airbus-Chef. Zumindest gilt das für den Airbus 320neo als direkten 737-Max-Konkurrenten. Etwas Ersatzpotenzial mit noch freien Produktionskapazitäten bietet der A220.

Völlig sorgenfrei kann aber selbst Airbus-Chef Faury nicht in die Zukunft blicken: Zum einen will US-Präsident Donald Trump demnächst über Strafzölle gegen den Europa-Konzern entscheiden. Die Welthandelsorganisation WTO hatte jüngst auf illegale Airbus-Subventionen durch EU-Staaten erkannt.

Ein weiteres Airbus-Problem ist hausgemacht: Die Rüstungs- und Raumfahrt–sparte musste Faury wegen aus dem Ruder gelaufener Kosten zum Sanierungsfall erklären. Ein Stellenabbau droht vor allem in Spanien, aber auch in Deutschland bei der Tochter Premium Aerotec mit Standorten in Augsburg, Bremen, Nordenham und Varel. 8000 Menschen arbeiten dort. Rund 135 000 sind es konzernweit.

Artikel 2 von 3