Osram-Sparkurs wird erneut verschärft

von Redaktion

München – Schon die erste Aktionärin gibt auf der Hauptversammlung von Osram die Richtung vor. „Die Chinesen haben wir abgewehrt, aber jetzt werden wir österreichisch“, sagt die Dame zur Hauptversammlung des 114-jährigen Traditionskonzerns Osram. Nach einer kontroversen Übernahmeschlacht hat aber nun der Sensorspezialist AMS aus Premstetten bei Graz 60 Prozent der Osram-Anteile übernommen und will mehr.

Er strebt nach 75 Prozent und totaler Kontrolle. Die Osram-Altaktionäre aber zweifeln daran, ob AMS die Finanzierung hinbekommt. „Geht da was schief, haben wir einen neuen Fall Continental/Schaeffler“, warnt eine kritische Aktionärin. Sie spielt auf die beiden Autozulieferer an, wo sich seinerzeit der Familienkonzern Schaeffler per Zukauf überhoben und in Pleitegefahr gebracht hatte.

Mit AMS übernehme der kleinere und jüngere Konzern mit 1,9 Milliarden Euro Jahresumsatz den mit 3,5 Milliarden Euro Erlös größeren und traditionsreicheren, räumt auch Osram-Chef Olaf Berlien ein. Schon jetzt kostet das AMS eine Milliardensumme, die per soeben genehmigter Kapitalerhöhung finanziert wird. Um von 60 auf 75 Prozent aufzustocken, sind bei aktuellen Osram-Aktienkursen weitere rund 700 Millionen Euro nötig.

Es könnte auch mehr werden, weil sich Finanzinvestoren bei Osram eingekauft haben, um Aktien möglichst mit Gewinn weiterzureichen“. Je teurer die Übernahme, desto größer der Spardruck“, bringt es ein Aktionär auf den Punkt. Solange die AMS-Geschäfte wie im Vorjahr laufen, könnten sich die Österreicher zwar einiges leisten. Da aber kommt das Coronavirus ins Spiel. Wegen dem hat der AMS-Großkunde Apple seine Jahresprognose kassiert. Rund zwei Drittel des Geschäfts machen die Österreicher mit ihm. Das schafft große Abhängigkeiten, vor denen auch schon die IG Metall gewarnt hatte. Die Überschuldung könne nur ohne größere Probleme abgebaut werden solange AMS-Gewinne sprudeln, warnte sie.

Seit Jahresanfang hat die Aktie rund ein Zehntel verloren. Osram betreibt zudem drei Werke in China und erwirtschaftet dort ein Fünftel des Umsatzes. Das Coronavirus birgt deshalb Risiken. Falls AMS die Übernahme plötzlich nicht mehr stemmen kann, befürchten Aktionäre eine Zerschlagung von Osram. Das Osram-Digitalgeschäft mit über 900 Millionen Euro und damit einem Viertel des Konzernumsatzes hat AMS bereits in Zweifel gestellt. Auch für Teile des LED-Geschäfts gilt das. „Wir prüfen alles, es gibt keine Tabus“, hat AMS-Finanzchef Michael Wachsler-Markowitsch betont. „Die Prognose ist grippegefährdet“, meinte ein Osram-Aktionär in einem Anflug von Galgenhumor. Bemerkenswert ist, dass die Anleger nicht einmal über den Dividendenausfall bei Osram für das Vorjahr murren. „Wir brauchen jetzt jeden Cent im Unternehmen“, räumte eine Aktionärin ein. Andere trauern dem Verlust der unternehmerischen Unabhängigkeit nach. IG Metall und Betriebsräte fürchten verschärften Jobabbau. Statt er geplanter 220 Millionen Euro sollen bis 2022 nun 300 Millionen Euro gespart werden. Dabei soll es zu „strukturellen Maßnahmen“ kommen, was man mit Stellenabbau übersetzen darf. Allein in Deutschland sieht die IG Metall 800 von 5600 Jobs in Gefahr. THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

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