Airbus-Sparkurs trifft 2300 Mitarbeiter

von Redaktion

Das nächste Sparprogramm bei Airbus hat sich lange abgezeichnet. Nun liegt es auf dem Tisch. Wieder einmal sind deutsche Standorte besonders betroffen.

VON STEFAN WEINZIERL UND MARTIN PREM

München – Bereits Ende letzten Jahres hat Dirk Hoke, der Spartenchef von Airbus Defence and Space robuste Maßnahmen angekündigt. Was das bedeutet, war von Anfang an klar. Ein Sparprogramm, bei dem an einem Personalabbau kein Weg vorbeiführt. Nun sind die Zahlen auf dem Tisch: 2362 Stellen von rund 34 000 Stellen der Sparte sollen gestrichen werden: 829 in Deutschland, 357 in Großbritannien, 630 in Spanien, 404 in Frankreich und 142 in weiteren Ländern.

Dass Deutschland besonders hart betroffen ist, ist bei Airbus-Sparprogrammen üblich. Es erstaunt diesmal aber insofern, als zumindest im Raumfahrtbereich Deutschland aktuell vergleichsweise viele Aktivitäten finanziert – während andere Länder unter Sparzwang in den letzten Jahren öfter den Rotstift ansetzen mussten. Und in der Raumfahrt fließen staatliche Mittel ziemlich konsequent in die Länder zurück, die für ein Projekt bezahlen.

Damit liegt der Schluss nahe, dass insbesondere Verteidigungsaktivitäten in Deutschland vom Sparkurs betroffen sind. Dafür sprechen auch Zahlen, die der in der Branche gut vernetzte Bundestagsabgeordnete für München Land, Florian Hahn (CSU), nennt. Nach seiner Kenntnis werden im Bereich Defence in der Spartenzentrale Taufkirchen/Ottobrunn 170 Stellen wegfallen. Im Bereich Raumfahrt ist in Ottobrunn ein deutlich moderaterer Abbau zu erwarten. Es spricht viel dafür, dass diesmal vor allem Standorte im Raum Bremen besonders leiden müssen. Dort liegt das Zentrum der deutschen Raumfahrtindustrie. Vor allem aber wird dort der Rumpf und das Frachtladesystem für den Militärtransporter A400M gebaut. Airbus hatte trotz der massiven Probleme bei Entwicklung, Produktion und Einführung des Flugzeugs lange Hoffnungen auf Exporterfolge. Und sprach vom „besten Flugzeug seiner Klasse“. Diese Hoffnung hat Airbus mittlerweile aufgegeben und die entsprechenden aktivierten Kosten auch aus der Bilanz getilgt.

Weniger betroffen dürfte diesmal der von bisherigen Sparprogrammen am meisten in Mitleidenschaft gezogene Militärflugzeugstandort Manching sein. Denn dort laufen die Geschäfte aktuell vergleichsweise gut. Und dann besteht eine gewisse Hoffnung auf eine längerfristige Existenzsicherung durch das deutsch-französische Jagdflugzeugprojekt FCAS.

Allerdings sind diese Perspektiven keineswegs gesichert. Falls die Bundesregierung beschließt, als Nachfolger für die auszumusternden Tornado-Kampfflugzeuge das Modell F/A 18 des US-Herstellers Boeing zu kaufen, dürften die Tage des zweitgrößten Luftfahrtstandortes in Bayern gezählt sein.

Denn ein solches Signal würde die Exportchancen für den Eurofighter torpedieren. Derzeit laufen Verhandlungen mit Finnland und der Schweiz, die dann keinen Sinn mehr hätten. Der damit notwendigerweise verbundene weitere Personalabbau würde auch zu einem Kompetenzverlust führen, der ein gemeinsames Projekt für ein künftiges Militärflugzeug mit Frankreich auf Augenhöhe dauerhaft vereiteln würde.

Das ist eine Erfahrung, die der Luftfahrtstandort Bayern schon einmal hat machen müssen. Mit der Pleite von Dornier ist die Fähigkeit zur Entwicklung und zum Bau von Verkehrsflugzeugen in Bayern verloren gegangen. Denn reißt man die entsprechenden Teams auseinander, ist auch deren industrielles Erfahrungswissen nicht mehr zu ersetzen. Man wäre auf den Stand zurückgeworfen, den man hatte, als man in den 1960er-Jahren begann, US-Flugzeuge in Lizenz zu produzieren.

Der jetzt angekündigte Stellenabbau stößt auf Widerstand des Betriebsrats. Man lehne ihn „entschieden ab“ und setze sich „für jeden Arbeitsplatz ein“, betonten die Arbeitnehmervertreter in einem Schreiben an die Belegschaft. „Betriebsbedingte Kündigungen müssen ausgeschlossen werden. Jeder, der bleiben will, muss bleiben dürfen!“, heißt es darin weiter. Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Donnerstag: „Wir können im Moment betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen, allerdings werden wir davor alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen.“

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