München – Der Münchner Triebwerksbauer MTU will in eine neue Dimension vordringen. Hatte er zuletzt seinen Anteil an den erfolgreichen Triebwerken seines wichtigsten Partners Pratt & Whitney auf 18 Prozent gesteigert, will er künftig für ein Viertel der Motoren verantwortlich sein, die unter anderem den Airbus A 320 Neo antreiben. Das bedeutet weiteres Wachstumspotenzial für den Münchner Konzern, der im vergangenen Jahr in den Dax aufgestiegen war.
Die nächste Triebwerksgeneration für künftige Jahrzehnte wird voraussichtlich noch einmal zehn Prozent effizienter sein als die aktuelle Generation der sogenannten Getriebefans. Dazu müssen die Betriebstemperaturen der Motoren deutlich höher liegen- um einen noch höheren Anteil der Energie aus dem verbrennenden Treibstoff in Schub umzuwandeln. Wenn es klappt, hätten die Triebwerksbauer immerhin 25 Prozent an Wirkungsgrad von zwei Motorengenerationen mobilisiert.
Das weniger Erfreuliche: Damit sind Flugmotoren, wie wir sie heute kennen, an der Grenze des Möglichen angelangt. Weitere Effizienzsprünge werden nur noch mit völlig neuen Grundkonzepten möglich sein. Doch von solchen revolutionären Flugmotoren existieren bislang nur grobe Ideenskizzen. Sie sind also ferne Zukunftsmusik. Und auch die Elektromobilität in ihrer heutigen Form ist fürs Flugzeug nicht brauchbar. „Für 100 Tonnen Abfluggewicht brauchen Sie 100 Tonnen Batterien“, sagte Finanzvorstand Peter Kameritsch, der als Physiker das durchaus einschätzen kann. Wenn allein die Batterie so schwer ist, wie das ganze Flugzeug samt Passagieren und Fracht auf die Waage bringen darf, dann funktioniert das einfach nicht. Die Naturgesetze kann auch ein Überflieger wie MTU nicht außer Kraft setzen.
Beim Jahresabschluss für 2019 blieb MTU bei den gewohnten Gepflogenheiten: 2019 war – wie die Vorjahre auch – ein Rekordjahr. Der Umsatz stieg zwar nur um 1,3 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen sprang deutlich um 12,8 Prozent auf 760 Millionen Euro. Am Ende bleiben unterm Strich 538 Millionen Euro oder 9,23 Euro pro Aktie. Davon sollen 3,40 Euro als Dividende ausgeschüttet werden (2018: 2,85 Euro). Die hohe Ausschüttungsquote dürfte die ohnehin gefestigte Position von MTU im Dax weiter verbessern.
Auch bei einer anderen Kennzahl präsentierte MTU Gewohntes. Die Beschäftigtenzahl lagt mit einem Plus von 9,5 Prozent auf 10 660 erstmals über 10 000. Das Erfreuliche: Der Zuwachs findet nicht nur an den jungen Standorten etwa in Polen statt. Auch München ist weiter im Aufwärtstrend. Dank guter Kontakte hat MTU, so der Vorstandsvorsitzende Reiner Winkler, keine Probleme, im harten Wettbewerb um die besten Fachkräfte mitzuhalten.
Schwieriger könnte es künftig werden, immer mehr Menschen in das Werk zu bringen, das weitab von S-Bahn-Stammstrecke und U-Bahn am Münchner Stadtrand liegt. So hofft MTU – wie auch die noch größeren Arbeitgeber BMW und MAN – auf den Ausbau des bisher für den Nahverkehr brachliegenden Münchner Nordrings der Bahn. Es gibt, sagt Winkler, „einen engen Austausch mit der Stadt“ mit regelmäßigen Treffen. Die Zusammenarbeit sei gut. MARTIN PREM