Berlin – Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zwingt Unternehmen weltweit zum Handeln. Teils wirkt sich die Epidemie schon jetzt auf Geschäfte aus. Eine Übersicht aktueller Branchennachrichten rund um die Ansteckungswelle.
Lage in China
Deutsche und andere europäische Unternehmen in der Volksrepublik bekommen die Folgen der Coronavirus-Epidemie zu spüren. „Die Auswirkungen sind insgesamt schlimm“, erklärte die deutsche und die europäische Handelskammer in China nach einer Umfrage unter ihren Mitgliedsfirmen. Fast 90 Prozent berichteten von „mittelschweren bis starken Auswirkungen“ durch die Lungenkrankheit. Wegen der Krise erwarte fast jedes zweite Unternehmen einen zweistelligen prozentualen Einbruch der Einnahmen in der ersten Hälfte des Jahres – ein Viertel rechne sogar mit mehr als 20 Prozent Rückgang. Ein gutes Drittel hat demnach schon Probleme mit seinen Finanzströmen.
Autoindustrie
Das neuartige Coronavirus macht sich für die Autobauer in China bemerkbar. „Wir sehen erste negative Auswirkungen im Markt aufgrund von Covid-19“, sagte Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Donnerstag. In China sei der Markt im Januar verglichen mit dem Vorjahresmonat um 20 Prozent geschrumpft. Das liege aber auch daran, dass es wegen des Neujahrsfestes weniger Verkaufstage gab. Für dieses Jahr war der Verband von einem Minus von zwei Prozent ausgegangen. Nun werde wegen des Virus ein Szenario mit minus sieben Prozent durchgerechnet.
Konjunktur
Die deutsche Industrie sieht das Coronavirus als „Stresstest“ für die Wirtschaft und fürchtet Folgen für die Konjunktur. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte die Bundesregierung zu einem koordinierten Vorgehen auf. „Neben dem Gesundheitsschutz muss die Politik ab sofort auch das wirtschaftliche Krisenmanagement in den Fokus nehmen“, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Einige Lieferketten mit starkem China-Fokus würden den Stresstest derzeit nicht bestehen. Die mehr als 5000 deutschen Firmen in China seien in Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt.
Bundes-Pläne
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat im Falle einer massiven Ausweitung des Coronavirus mit Auswirkungen auf die Konjunktur ein Gegensteuern der Bundesregierung in Aussicht gestellt. Der CDU-Politiker sagte, die Bundesregierung sei in einem Stadium von Überlegungen, wie sie bei einer weiteren Verschlechterung „notfalls“ re-agiere.
Es gehe nicht um Konjunkturprogramme, sondern darum, bereits geplante steuerliche Maßnahmen vorzuziehen. Altmaier nannte etwa eine bessere Abschreibung digitaler Wirtschaftsgüter. Er machte deutlich, er sehe dafür Spielräume im Bundesetat. Er werde darüber intensiv mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) reden.
Altmaier schloss nicht aus, dass das Coronavirus „überschaubare Auswirkungen“ auf die bisherigen Wachstumsprognosen haben könne. Es sei aber noch zu früh für eine belastbare Aussage. Nach einem schwachen Vorjahr rechnet die Bundesregierung bisher für 2020 mit einem Wirtschaftswachstum in Deutschland von 1,1 Prozent. Das Wirtschaftsministerium sei entschlossen, besonnen und ruhig zu handeln. Er rechne nicht mit großflächigen Lieferengpässen, sagte Altmaier. Die Unsicherheit in der Wirtschaft sei aber gestiegen.