München – Claudia Zeidler betreibt das Kosmetikstudio „Schönheitswerk“ an der Schleißheimer Straße 155 in Schwabing West. Der eigene Laden, es war für die 39-Jährige ein großer Traum, den sie sich vor acht Jahren verwirklichte. Das Studio läuft eigentlich gut, sie hat viele Stammkunden. Doch jetzt weiß Claudia Zeidler nicht, wie es weitergehen soll. „Es geht um meine Existenz und meine Zukunft.“ Die Kunden wurden in den vergangenen Wochen schon weniger. „Jetzt ruft gar keiner mehr an“, sagt sie.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sie gerade einmal ein Drittel des Umsatzes. Nun kommt noch die Schließung der Geschäfte hinzu. Auch wenn Claudia Zeidler die Maßnahmen für richtig hält, wirtschaftlich ist es für sie eine Katastrophe. Sie habe immer gespart, sagt sie, Rücklagen geschaffen. Die sollten für den allergrößten Notfall sein. Der ist jetzt eingetreten. Mitarbeiter hat Claudia Zeidler nicht, sie ist ein Ein-Frau-Betrieb. „Gott sei Dank“, sagt sie jetzt. Auch ohne Personal hat sie Fixkosten von 2000 Euro im Monat. „Und da kommen meine privaten Kosten noch dazu.“ Normalerweise könne sie einen gewissen Ausfall auffangen. Aber Claudia Zeidler war vor Kurzem im Urlaub. Drei Wochen Thailand. Sonst gönnt sie sich nie so lange Urlaub, es war etwas Besonderes. Dass sie ihr Studio kurz darauf schließen muss, konnte die Kosmetikerin nicht ahnen. „Die Situation ist mehr als kritisch.“
Ähnlich geht es auch Cagri Kara (32) und Alena Wochner (31). Die beiden betreiben den Lottoladen an der Ungererstraße in München. Die vergangenen Tage kamen noch regelmäßig Kunden. Der Umsatz ging trotzdem nach unten, denn die meisten kamen vor allem für den Paket-Service, den sie zusätzlich anbieten. Getränke, Schreibwaren und Geschenkartikel – sie blieben in den Regalen liegen. „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Alena Wochner. Sie müssen monatlich Fixkosten von mindestens 2500 Euro stemmen. Einen kleinen Puffer haben sie sich angespart, aber der wird höchstens ein bis zwei Wochen reichen. Und was ist dann? Die versprochenen Hilfen vom Freistaat beruhigen Cagri Kara allerdings noch nicht. „Ich frage mich halt, wie schnell wir tatsächlich Hilfe bekommen“, sagt der 32-Jährige. „Wenn es sich durch die Bürokratie hinzieht und es dann sieben bis acht Wochen dauert, bis wir Unterstützung bekommen, dann bringt uns das auch nichts.“ So lange könne er den Lottoladen nicht über Wasser halten. Die Umsatzsteuer wurde vergangene Woche noch normal eingezogen. Auch hier wünschen sich Kara und Wochner Hilfe. Denn jetzt geht es um jeden Cent.
LISA-MARIE BIRNBECK