München – Es ist mit 6000 Mitarbeitern eher ein kleiner Konzern. Doch mit Standorten in Deutschland, Österreich, Serbien und China ist der Bau- und Agrarmaschinenhersteller Wacker Neuson mit Zentrale in München ein internationales Unternehmen. Und so muss es fürchten, unter die Räder der vielen Corona-Restriktionen europäischer Staaten, aber auch im Rest der Welt zu kommen. Noch läuft der Nachschub, unter anderem, weil Lieferungen aus China von Seefracht auf Bahntransport umgestellt wurden. Doch Konzernchef Martin Lehner wird bange, wenn er an die neuen Grenzkontrollen innerhalb Europas denkt. Zwar bleibt der Warenverkehr innerhalb Europas frei. Doch stundenlange Staus an jeder einzelnen Grenze machen Logistikketten immer schwerer kalkulierbar.
Noch, sagt Lehner, gibt es für mehrere Wochen keine Ausfälle. Doch auf längere Sicht kann er nichts ausschließen. Auch Kurzarbeit nicht. Dabei laufen die Geschäfte gut. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 hat Wacker Neuson mit 1,9 Milliarden und einem Plus von 11,2 Prozent erneut einen Rekord eingefahren. Schon vor der Corona-Krise war klar, dass es 2020 nicht mehr ganz so gut läuft. „Zu Beginn des Jahres 2020 lag der Auftragseingang unter der starken Vergleichsbasis des Vorjahres.“ Die Nachrichtenlage in dieser Hinsicht dürfte aber kaum besser werden.
Zwar könnte ein Unternehmen die Lieferketten durch höhere Lagerbestände stabilisieren. Doch genau damit hat Wacker Neuson schon heute ein dickes Problem. Denn Wacker Neuson muss an dieser Stelle sparen. „Die Reduktion von Material und Bezugskosten sowie die Optimierung der Outbound-Logistik sind Teil des Effizienzsteigerungsprogramms, das sich der Konzern verordnet hat.“
In Alltagssprache übersetzt: Teuer eingekaufte Teile liegen im Lager und binden Kapital, das woanders sinnvoller eingesetzt wäre. Und da will Finanzvorstand Wilfried Trepels ran. „Mit unserer Ergebnisentwicklung können wir nicht zufrieden sein“, sagt er. In der Tat: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging 2019 um 5,7 Prozent auf 153,1 Millionen Euro zurück. Dabei spielen Restrukturierungskosten in den USA eine Rolle, aber eben auch übervolle Lager. Fürs laufende Jahr rechnet der Konzern bestenfalls mit Stagnation. Aber so richtig glaubt daran keiner mehr: „Die weitreichenden Folgen sowie die immer drastischeren Schutzmaßnahmen verschiedener Staaten und Institutionen sind derzeit nicht quantifizierbar“. Sie seien deshalb nicht Teil der Prognose. MARTIN PREM