Ifo: Rezession unvermeidbar

von Redaktion

Einbruch zwischen 1,5 und 6 Prozent – Staatsanteil an Firmen

München – Es ist die erwartete Hiobsbotschaft. „Das Coronavirus stürzt Deutschland in die Rezession“, sagt der Chef des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, zur diesjährigen Frühjahrsprognose. Die Frage sei nur noch, wie tief sie ausfalle.

Zwei Szenarien hat das Institut dazu durchgespielt. Im harmloseren, das von einem Höhepunkt der Epidemie in Deutschland schon im April ausgeht und das keine langen Werkschließungen im großen Umfang vorsieht, schrumpft die Wirtschaft 2020 um 1,5 Prozent. Nach derart glimpflichem Verlauf sieht es aber nicht mehr aus, seit die Autoindustrie europaweite Werkschließungen verfügt hat. Das zweite schlimmere und wohl realistischere Szenario sieht 2020 die Wirtschaftsleistung um sechs Prozent sinken. „Das wäre mehr als in Folge der Finanzkrise 2008/09“, verdeutlicht Fuest die Dimension des drohenden Geschehens. In der heimischen Wirtschaft sei der Stimmungsverfall so groß wie nie in 70 Jahren Wirtschaftsforschung. Die Unsicherheiten und Abwärtsrisiken seien sogar so groß, dass auch das Negativszenario am Ende übertroffen werden könnte und die Wirtschaft um mehr als sechs Prozent schrumpft.

Pandemisch gesehen sei ein Einfrieren der Wirtschaft erforderlich, räumen die Ifo-Forscher ein. In dieser Lage komme es aber entscheidend darauf an, dass die Politik im Bund und der EU sowie die Europäische Zentralbank (EZB) alles tun, um Firmenpleiten zu verhindern, die Kreditversorgung der Wirtschaft aufrechtzuerhalten und Selbstständigen wie Beschäftigten hilft, die keine Arbeit mehr haben. Fuest sieht die politischen Akteure und die EZB dabei auf dem richtigen Weg.

Über Darlehen oder Steuerstundungen für Unternehmen hinaus könne es aber auch nötig werden, dass der Staat bei Unternehmen als stiller Gesellschafter einsteigt. Firmen, die von heute auf morgen keinen Umsatz mehr haben, helfen gestundete Steuern beispielsweise nichts. Auch ein Aufleben der Euro-Schuldenkrise müsse verhindert werden, appelliert Ifo. Die EU-Staaten müssten jetzt dringend solidarisch bleiben, weil es sonst europaweit zu eskalierenden Abwärtsspiralen komme.

T. MAGENHEIM-HÖRMANN

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