Gefährliche Enge im Flugverkehr

von Redaktion

Es gibt kaum noch Flüge. Doch in den Flugzeugen und in den Bussen der Flughäfen herrscht oft weiter die drangvolle Enge, die in Corona-Zeiten eigentlich um jeden Preis vermieden werden müsste.

VON MARTIN PREM

München – Samstag, früher Morgen: Die Szenerie am Flughafen Zürich ist gespenstisch. Läden dicht, Gastronomie dicht. Es gibt nur eine Art Notbeleuchtung, die wenigen Menschen, die unterwegs sind, sind überwiegend Polizisten. Doch Kathrin Brack hat es fast geschafft: Von Singapur nach Zürich. In wenigen Stunden soll der Flug nach München starten. Die Rückreise-Odyssee, die derzeit viele in Urlaubsländern gestrandete durchmachen müssen, findet – unter Corona-Bedingungen – einen glücklichen Ausgang. Nicht jedem gelingt derzeit die Rückkehr auf eigene Faust.

In Zürich wird überall darauf geachtet, dass Menschen sich nicht zu nahe kommen. Und wer es doch tut, wird ermahnt. Vier Busse bringen die 60 bis 70 Passagiere zum Flugzeug nach München. Alle bemühen sich, so gut es geht, die soziale Distanz zu wahren. Im zu rund zwei Dritteln vollen Flugzeug ist das eingeschränkt möglich. Und 35 Minuten später in München, wieder am Boden, gar nicht mehr. Denn der Flughafen München schickt für alle Passagiere nur einen Bus.

Das ist bemerkenswert. Immerhin handelt es sich beim Flughafen München um ein Unternehmen, das zu 51 Prozent dem ansonsten beim Thema Distanz vorbildlichen Freistaat Bayern gehört. Dennoch zwingt der Flughafen Menschen in die Ansteckungsnähe, die eigentlich vermieden werden muss.

In den meisten Fällen, so versichert ein Sprecher der Flughafen München Gesellschaft (FMG), gelinge es derzeit, die wenigen Flieger an Fluggastbrücken anzudocken und auf den Bus zu verzichten. Der Flieger aus Zürich war aber zu klein. Möglichst sollten dann, so die FMG, mehrere Busse fahren. In seltenen Fällen gehe das aber nicht. In jedem Fall, so der Sprecher, halte sich der Flughafen an die Vorgaben des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Die Behörde bestätigte die Bemühungen der FMG, mehr Busse einzusetzen als im Normalbetrieb üblich.

Dabei gäbe es auf dem Flughafen, der derzeit an vielem leidet, nur nicht an Platzmangel, Alternativen zum beengten Bus-Transfer: Auch Flugzeuge, die nicht unmittelbar an einem Finger andocken können, können in der Nähe eines solchen Zugangs parken. Dann könnte man die Passagiere mit dem gebotenen Abstand über Treppen in die Flughafengebäude leiten.

Das Problem des mangelnden Abstands zwischen Passagieren ist aber nicht auf München beschränkt. Das „ZDF-heute-Journal“ berichtete am Montag über Inlandsflüge der Lufthansa, die bis auf den letzten Platz ausgebucht waren und ebenfalls in den Bussen zum und vom Flugzeug nicht einmal im Ansatz eine Möglichkeit angeboten haben, den derzeit gebotenen Abstand einzuhalten. Immerhin erarbeitet derzeit die Europäische Flugsicherheitsbehörde EASA Richtlinien, wie man in Flugzeugen für eine angemessene Distanz sorgen könnte.

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