150 000 Mittelständler in Bayern stellen Hilfsanträge

von Redaktion

IHK-Umfrage: Jedes dritte Unternehmen muss Stellen abbauen – 90 Prozent der Händler brauchen Geld vom Staat

München – Die Corona-Krise könnte einen rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit in Bayern zur Folge haben. Mehr als jedes dritte bayerische Unternehmen sieht sich zum Personalabbau gezwungen, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags unter 1200 Betrieben ergeben hat. „Die Corona-Krise schlägt in einer Geschwindigkeit und einem Ausmaß auf die Wirtschaft durch, wie wir es noch nie gesehen haben“, sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl in München. „Die Aussichten auf einen bescheidenen Aufschwung vom Jahresbeginn haben sich komplett zerschlagen.“

Gut vier Fünftel der Betriebe – 82 Prozent – rechnen demnach mit Umsatzrückgängen in diesem Jahr, mehr als die Hälfte davon fürchtet drastische Einbußen von mehr als einem Viertel. Die Industrie- und Handelskammern fürchten eine große Welle von Firmenpleiten, wenn die versprochenen staatlichen Hilfen nicht schnell bei den Unternehmen ankommen. „Sonst droht bei ausbleibenden Umsätzen ein Insolvenz-Tsunami“, sagte Gößl dazu. Politik, Gesundheitsexperten und Wirtschaft müssten gemeinsam planen, öffentliches und wirtschaftliches Leben nach Ostern „so schnell wie möglich, aber auch so verantwortungsvoll wie nötig“ wieder hochzufahren.

Die Umfrage zeige aber auch, dass die staatlichen Hilfen an den richtigen Stellen anpacken. So setzen mehr als drei Viertel der Befragten auf Kurzarbeit (79 Prozent), 63 Prozent auf die Möglichkeiten zur Stundung von Steuern und Sozialabgaben, 58 Prozent zeigen Interesse an Soforthilfe.

Über 150 000 Anträge auf Soforthilfe haben bayerische Selbstständige und Mittelständler laut IHK bereits gestellt. Es sei ein „Wettlauf gegen die Zeit“, meint Gößl.

Auch auf Bundesebene sind viele Unternehmen jetzt auf Hilfen angewiesen. Bei einer ebenfalls gestern veröffentlichten Umfrage des Handelsverbandes Deutschland gaben über 90 Prozent der 600 befragen Unternehmen an, staatliche Hilfen in Anspruch nehmen zu wollen oder dies bereits zu tun. „Die Lage ist dramatisch. Auch wenn der Handel in dieser Situation kreativ ist, wird es einer großen Zahl von Betrieben ohne staatliche Soforthilfen nicht gelingen, die Krise zu überstehen“, erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Rund zwei Drittel der Unternehmen bauten nach eigenen Angaben nun Angebot und Dienstleistungen aus, etwa den Onlinevertrieb über Plattformen oder den eigenen Webshop.  mm, dpa

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