München – Die Luftverkehrsindustrie gehört zu den großen Verlieren in der Corona-Krise. Gestern mehrten sich Berichte von Insidern, dass die Deutsche Lufthansa über eine Staatsbeteiligung nachdenkt. Dies meldete unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters. Auf diesem Weg wurden bereits in der Finanzkrise Banken vor dem drohenden Untergang gerettet.
Der Staatseinstieg soll nach den Informationen möglicherweise nicht über den Kauf von Aktien abgewickelt werden. Auch hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr schon früher eine Mehrheitsbeteiligung des Staates bei der Lufthansa ausgeschlossen. Und von einer Verstaatlichung wollte auch die Bundesregierung nichts wissen. Bis 1994 war die Lufthansa ein Staatsunternehmen gewesen.
Zum Mittel der Verstaatlichung hat die Bundesregierung in der Finanzkrise bei der Hypo Real Estate gegriffen. Sie hat anschließend auch die verbliebenen Altaktionäre aus dem Unternehmen gedrängt und damit praktisch enteignet.
Dieser Weg ist allerdings bei der Lufthansa versperrt. Dabei könnte es sich für die Kleinaktionäre als großer Glücksfall erweisen, dass der Münchner Unternehmer Heinz Hermann Thiele (Knorr-Bremse) sein Engagement bei der Lufthansa ausgebaut hat und nun über rund 10 Prozent des Aktienkapitals verfügt. Damit ist ein sogenannte Sqeeze-out praktisch ausgeschlossen, bei dem die Kleinaktionäre aus den Unternehmen gedrängt werden. Denn dafür wäre ein Anteil von 95 Prozent nötig. Ein Anker-Aktionär wie Thiele gilt auch als ein starkes Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme – etwa durch einen ausländischen Großinvestor. So ist damit zu rechnen, dass ein möglicher Staatseinstieg bei der Lufthansa wenigstens vorübergehender Natur bleibt. M. PREM;