Nürnberg – Selbst in der Finanzkrise 2008/2009 hat vor der Stimmung der Verbraucher immer ein Pluszeichen gestanden. Nur nach dem Platzen der Technologieblase im März 2003, als das Ersparte von Millionen Neuaktionären binnen Wochen vernichtet war, wurden die Zahlen rot – minus 3,5 Punkte. Doch noch nie in den 40 Jahren, in denen die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung monatlich die Stimmung der Verbraucher ermittelt, sank das Vertrauen der Verbraucher so schnell und so tief wie in der Corona-Krise: Um 25,7 Punkte auf minus 23,4. Diesen Wert prognostiziert die GfK für Mai.
„Handel, Hersteller und Dienstleister müssen sich auf eine unmittelbar bevorstehende, sehr schwere Rezession einstellen“, sagt GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Und er erwartet auch für die nähere Zukunft keine Besserung. „Da sich nun abzeichnet, dass die Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 aus Vorsichtsgründen nur sehr langsam vor sich gehen, dürften auch dem Konsumklima in den nächsten Monaten schwierige Zeiten bevorstehen.“
Die Verbraucher, die vor der Krise angesichts der Zinspolitik Geld lieber ausgegeben haben, als es ohne Ertrag zu horten, sind umgeschwenkt. Die Sparneigung ist im April um mehr als 51 Punkte angestiegen. Dafür gibt es einen Grund: Die Einkommenserwartung ist gegenüber dem Vormonat um 47,1 Zähler auf Minus 19,3 Punkte gefallen. Kurzarbeit schlägt sich hier bereits nieder, vor allem aber die Furcht dass das Geld nicht reichen wird. Auch die Angst vor Jobverlust, so die GfK, „belastet die Stimmung“.
Das unterscheidet die gegenwärtige Lage von der Finanzkrise. Die Wirtschaft litt damals an einem Liquiditätsengpass weil große Teile der Finanzwirtschaft sich verzockt hatten. Die Verbraucherstimmung blieb positiv. Das führte nach der – zunächst sehr teuren – Rettung von Banken dazu, dass die Wirtschaft durchstarten konnte. Denn was produziert wurde, traf auf eine anhaltend gute Nachfrage im Inland und – bei Investitionsgütern – im Ausland. So war die Kurzarbeit ein Durchatmen vor der Rückkehr auf zunehmend sicherere Jobs. Die Folge war ein selbsttragender zwölfjähriger Aufschwung. Die Chance, dass es diesmal ähnlich kommt, sehen die Verbraucher deutlich skeptischer. Viele erwarten, dass der Weg aus Kurzarbeit zur Arbeitsagentur führen könnte.
Es muss aber nicht ganz so schlimm kommen. Für einen Lichtblick sorgt der Zeitpunkt der Datenerhebung. Als die GfK zwischen 1. und 14. April die Stimmung der Verbraucher erfasste, waren die ersten Lockerungen noch nicht in Sicht. „Es bleibt zu hoffen“, schreibt die GfK, „dass das schrittweise Öffnen der Geschäfte ab dem 20. April einen weiteren Absturz der Konsumneigung – wenn nicht komplett verhindern – zumindest etwas abfedern kann.“ MARTIN PREM