Nervenkrieg um Lufthansa

von Redaktion

Lufthansa-Chef Carsten Spohr braucht Geld für sein Unternehmen, wehrt sich aber gegen staatlichen Einfluss. In der Schweiz und Österreich kann Spohr dagegen einen ersten Erfolg verbuchen.

VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt – Noch hat Lufthansa mehr als vier Milliarden Euro in der Kasse und an Krediten verfügbar. Weil das Unternehmen nach Angaben von Vorstandschef Carsten Spohr stündlich etwa eine Million Euro „verbrennt“, wird das Geld allmählich knapp. Um Staatshilfe – in welcher Form auch immer – kommt der größte Luftfahrtkonzern Europas nicht herum. Das hat Spohr früh eingeräumt. Aber er streitet sich mit der Bundesregierung um das Wie.

Hieß es am Dienstag noch, die Einigung über ein Rettungspaket stehe kurz bevor, war am Mittwoch zu hören: Vor der Hauptversammlung am 5. Mai wird es wohl nichts mehr. Dafür spricht, dass Spohr am Mittwoch nach Wien flog, um dort mit der Regierung wegen Staatshilfe für die Tochter Austrian zu verhandeln. Sie wünscht sich eine Unterstützung im Volumen von rund 770 Millionen Euro. Die Regierung in Wien erwägt angeblich auch eine direkte Beteiligung im Volumen von rund 270 Millionen Euro, pocht aber auf Wahrung eigener Interessen.

Spohrs wichtigster Ansprechpartner ist zwar die Bundesregierung. Aber der Konzernchef klopft auch in Wien, Bern und Brüssel an. Dort haben die Töchter Austrian, Swiss und Brussels ihren Sitz. Die Schweizer Regierung ging am Mittwoch auf das Ansinnen ein. Sie will Swiss und deren Tochter Edelweiss mit Garantien unterstützen. Lufthansa erhält für Swiss einen Kredit von 1,5 Milliarden Franken (1,4 Milliarden Euro). Die Schweizer Regierung übernimmt Garantien von 85 Prozent.

Austrian und Brussels haben die Einstellung ihres Flugbetriebs bis 31. Mai verlängert. Swiss fliegt auf Sparflamme, Lufthansa hat fast 95 Prozent des Flugplans gekappt, auch wenn er wegen Rückkehrerflügen bis Ende Mai leicht ausgedehnt wird. Es bleibt aber bei überschaubaren 15 Langstrecken- und 330 (bislang sind es 280) innerdeutschen und innereuropäischen Flüge – nicht pro Tag, sondern pro Woche. Gefragt ist derzeit allein die Frachtsparte der Lufthansa. Das Unternehmen hat dafür sogar eigens Passagiermaschinen umgerüstet.

Der Streit mit der Bundesregierung, genauer gesagt mit Teilen der Koalition, über die Art der Hilfe, hat sich indes zugespitzt. Spohr bevorzugt eine Unterstützung, ohne dass der Staat in die Belange des Vorstandes eingreift, also eher eine stille Beteiligung, die mit Dividenden oder Zinsen abgegolten wird. Vertreter der Union warnen vor zu starker Einflussnahme des Staates. Die SPD dagegen will eine Beteiligung des Staates mit bis zu 25 Prozent am Aktienkapital. Gegen den Bund und den mit dieser Quote verbundenen zwei Sitzen im Aufsichtsrat könnte der Vorstand keine wichtigen Entscheidungen durchsetzen. Für diesen Weg plädieren auch die Gewerkschaften, denn sie fürchten harte Einschnitte beim Personal.

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