München/Essen – Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bereitet ihre Mitarbeiter auf Standortschließungen und einen weiteren Stellenabbau im Zuge des Anfang April eingeleiteten Schutzschirmverfahrens vor. In einem Brief an die Mitarbeiter berichtete die Unternehmensführung, der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz hätten klargemacht, dass es angesichts der Corona-Krise „leider auch zu Standortschließungen und dementsprechend auch zu einem Arbeitsplatzabbau kommen muss“. Angaben zur Zahl der bedrohten Filialen oder der gefährdeten Arbeitsplätze machte das Unternehmen nicht.
In dem zweiseitigen Schreiben betonte die Konzernführung, Karstadt Kaufhof habe während der Zeit der Komplettschließungen mehr als eine halbe Milliarde Euro an Umsatz verloren. Aufgrund der anhaltenden Kaufzurückhaltung werde sich der Umsatzverlust wahrscheinlich sogar noch auf bis zu eine Milliarde Euro erhöhen. Deshalb seien weitere Sanierungsmaßnahmen nötig, um das Unternehmen nachhaltig gesund aufzustellen. Offenbar verhandelt Restrukturierer Geiwitz auch mit den Vermietern der Immobilien über Zugeständnisse.
Bei der Gewerkschaft Verdi sorgte der Mitarbeiterbrief für Empörung. Der Verdi-Fachbereichsleiter Einzelhandel, Orhan Akman, sagte: „Es ist ein Armutszeugnis, dass den Insolvenzverwaltern und der Unternehmensführung nichts anderes einfällt, als die Axt an die Personalkosten zu legen und Filialen zu schließen.“ Statt neue Kürzungsorgien einzuleiten, solle das Unternehmen lieber Wege finden, Beschäftigten und Filialen eine Zukunft zu bieten, verlangte der Gewerkschafter.
Aktuell hat Karstadt Kaufhof bundesweit 28 000 Beschäftigte. Nach bisherigen Plänen sollten 2600 Stellen gestrichen werden, 1600 davon in den Filialen. Diese Zahl könnte nun erheblich steigen, denn unter dem Schutzschirmverfahren, das den Konzern vor seinen Gläubigern schützt, gilt auch der mühsam ausgehandelte Tarifvertrag nicht mehr, der den Bestand aller Häuser bis Ende 2024 vorsah. Wie das „Manager Magazin“ berichtet, fürchten die Arbeitnehmervertreter um 60 der insgesamt 170 Häuser. dpa, mm