Lufthansa: „Drehen im Unternehmen jeden Stein um“

von Redaktion

Frankfurt – Auch die Staatshilfe von neun Milliarden Euro wird harte Einschnitte bei der Lufthansa nicht verhindern. „Angesichts der nur sehr langsam verlaufenden Erholung der Nachfrage müssen wir mit tiefgreifenden Restrukturierungen gegensteuern“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal. Zwischen Januar und März hat die Airline einen Rekordverlust von 2,1 Milliarden Euro eingeflogen. Im zweiten Quartal wird es laut Finanzchef Thorsten Dirks noch schlimmer aussehen, weil der Flugverkehr im April und Mai praktisch vollständig zum Erliegen gekommen ist. Eine Prognose für das gesamte Jahr sei derzeit nicht möglich. Klar aber ist, dass unter dem Strich ein deutlicher Verlust stehen wird.

Mit Blick auf die Beschäftigten hatte der Lufthansa-Chef schon vor Wochen erkennen lassen, dass das Unternehmen rein rechnerisch bei einer Normalisierung des Luftverkehrs 2023 auf dann allerdings niedrigerem Niveau mit 100 Flugzeugen weniger 10 000 Menschen zu viel an Bord habe. Am Mittwoch sagte Spohr, dass vermutlich noch mehr werden dürften. In der nächsten Woche kommt er mit den Spitzen der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Pilotenvereinigung Cockpit zusammen, um über Lösungen zu sprechen. „Wir wollen die Arbeit anders verteilen, damit möglichst wenig Beschäftigte ausscheiden müssen.“ Spohr: „Wir werden jeden Stein in dem Unternehmen umdrehen.“

Bis zur außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni will Spohr eine Vereinbarung erreicht haben. Dann sollen die Aktionäre über das Stabilisierungspaket des Bundes entscheiden. Analysten zufolge könnte Lufthansa bis zu 20 000 Beschäftigte zu viel haben. Aktuell beschäftigt die Airline weltweit 137 000 Menschen, 87 000 sind seit Wochen in Kurzarbeit.

Spohr zufolge werden Vereinbarungen über staatliche Hilfe für die Lufthansa-Töchter Swiss in der Schweiz, für Austrian in Österreich und für Brussels in Belgien auf das mit Berlin vereinbarte Paket angerechnet. Dabei geht es insgesamt um einen Betrag zwischen 2,2 und 2,5 Milliarden Euro. Um diesen Betrag würde sich der drei Milliarden Euro schwere Kredit reduzieren, den die Lufthansa im Rahmen des Stabilisierungspakets von der Förderbank KfW erhalten soll.

Unklar ist auch noch, welche Start- und Landerechte die Lufthansa in Frankfurt und München abgeben muss.

ROLF OBERTREIS

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