München – Die Corona-Krise hat den Anstieg der Mieten in Bayern nicht gestoppt, aber etwas gebremst. Das ist das Fazit des aktuellen Marktbericht, den der Immobilienverband Süd (IVD) am Dienstag vorstellte.
„Wer dachte, dass wir Corona-bedingt die große Entlastung bekommen, der liegt falsch“, so IVD-Experte Stephan Kippes. Im Großraum München bleibt die Situation für Wohnungssuchende weiter angespannt. Der Anstieg hat sich zwar etwas verlangsamt, aber in München steuern Neubauwohnungen mittlerweile auf Quadratmetermieten von 20 Euro zu.
Etwas anders stellt sich die Situation im gewerblichen Bereich (Büros und Läden) dar. Einige Mieter signalisieren bereits Zahlungsschwierigkeiten infolge der Pandemie, so die Beobachtung des Immobilienverbandes. Das könnte erst der Anfang sein, so Kippes. Er rechnet aber nicht damit, dass in nächster Zeit Büros in Wohnungen umgewandelt werden. Zumindest nicht in den guten Lagen der Großstädte. Seine Prognose: Dienstleister werden die Läden nutzen. „Wo der Obsthändler war, könnte eine Kita einziehen. Was für den Vermieter schmerzlich wäre, denn damit bekäme er deutlich weniger Miete.“
Die bayerische Durchschnittsmiete für eine Bestandswohnung belief sich laut IVD im Frühjahr auf elf Euro pro Quadratmeter, 20 Cent mehr als 2019. Haupttreiber des Anstiegs ist die Kostenexplosion bei Baugrundstücken: Seit der Jahrtausendwende sind die Durchschnittspreise für Baugrund nach IVD-Berechnung um über das Zweieinhalbfache gestiegen. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen haben sich gut verdoppelt. In München ist diese Entwicklung noch extremer: Hier hat sich der Preis für Baugrund vervierfacht.
Einziger Ausreißer in Bayern ist Ingolstadt. Hier fallen die Mieten – allerdings, so Kippes, von einem sehr hohen Niveau.
Auffallend ist auch, dass der Anstieg für die Miete von Häusern deutlicher ausfällt als bei den Wohnungen. Während sich die Mieten für neugebaute und gebrauchte Reihenmittelhäuser und Doppelhaushälften zwischen + 2,2 und + 2,5 Prozent im Halbjahresvergleich verteuerten, legten die Mieten für Altbau-, Bestands- und Neubauwohnungen „nur“ zwischen 1,1 und 1,5 Prozent zu. Das könnte daran liegen, dass Corona den Wunsch vieler Mieter nach Garten und Terrasse verstärkt hat. Bei den Wohnungen spielt eine größere Rolle, ob sie Homeoffice- geeignet sind und einen Balkon haben. wdp