München – Die Internationale Automobilausstellung (IAA) kommt 2021 nach München. Wir sprachen mit Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), über die Perspektiven der Messe am neuen Ort.
Frau Müller, die Verträge sind unterschrieben, die Internationale Automobilausstellung kommt von Frankfurt nach München. Wird die IAA eine andere?
Ich freue mich sehr, dass wir nun eine gemeinsame Grundlage für die neue IAA in München haben. Und ja, diese IAA wird eine andere sein, das Konzept ist grundlegend neu. Wir werden die moderne Leitmesse zur Zukunft der Mobilität gestalten. München ist dafür wie kaum eine andere Stadt geeignet. Sie ist modern, weltoffen, hat Traditionsbewusstsein und man weiß um die Notwendigkeiten, Verkehre miteinander zu verbinden. München arbeitet bereits erfolgreich daran, die Grundlagen für moderne, intelligente Mobilitätslösungen zu schaffen, wie sie in Großstädten heute nötig sind. Deshalb ist es gut, dass die IAA nach München kommt. Wir hoffen, dass München sich auf die Zusammenarbeit freut.
Die IAA soll nicht auf das Messegelände beschränkt sein wie bisher in Frankfurt, sondern auch auf Verkehrsachsen und Plätzen in der Innenstadt stattfinden. Warum?
Die IAA will sich öffnen, sie soll direkt zu den Menschen kommen. Sie sollen faszinierende Autos und neueste Technologie erleben und im wahrsten Sinne des Wortes erfahren können. Aber wir suchen auch gezielt den Dialog. Deshalb steht die IAA auf drei Säulen: Zum einen auf dem Messegelände, in der Innenstadt und auf den großen Verbindungsachsen Münchens. Wir wollen die Verbindung einer modernen Großstadt zum Thema Mobilität zeigen. Deshalb freuen wir uns, dass auch die schönen Plätze im Herzen der Stadt zu einer Bühne der IAA und damit zu Dialogforen werden. Natürlich haben wir auch die Münchener und ihren Bedarf an individueller Mobilität im Auge.
Wie soll man sich das konkret vorstellen?
Auf den Transfer-Routen zwischen Messe und den Plätzen in der Innenstadt, den sogenannten Blue Lanes, sind Vorrangspuren für innovative, umweltfreundliche Fahrzeuge und ÖPNV-Optionen geplant. Möglichst viele Besucher sollen dort die neuen Mobilitätskonzepte ausprobieren können. Auf den Innenstadt-Plätzen zeigen wir modernste Antriebe, Smart Mobility- und Smart-City-Konzepte. Und wir wollen mit den Bürgern diskutieren. Dialog ist ein ganz wichtiger Punkt – auch über Fragen zur weiteren Ausgestaltung der IAA. Wir wollen hier sehr transparent sein.
Nun ist die Strecke zwischen Messe und Innenstadt eine der stauträchtigsten Verbindungen, die wir in München haben. Wie wollen Sie das schaffen, dass der physische Weg nicht zum Frusterlebnis wird?
Eine Großveranstaltung wie eine IAA ist natürlich eine Herausforderung für eine Stadt. Wir wollen die Beeinträchtigungen so gering wie möglich halten. Aber man sollte auch die Chancen für die Stadt benennen, die eine IAA bietet: die Wertschöpfung für Handel, Gewerbe und Handwerk oder die Steuereinnahmen. Wir wollen zeigen, wie moderne Mobilitätskonzepte funktionieren können, und ich bin sicher, dass wir die unterschiedlichen Interessen zu einem Ausgleich bringen.
Sollen die Plätze in der Innenstadt für Passanten und auch ohne Einlasskontrollen offen sein?
Wir wollen, dass möglichst viele Besucher die IAA auf den Plätzen Münchens erleben können und dass es möglichst wenig Einschränkungen gibt. An den Details arbeiten wir gemeinsam mit der Messe und Stadt München.
München und viele andere Großstädte setzen auf ÖPNV und alternative Konzepte, um eine Entlastung vom motorisierten Individualverkehr zu erreichen. Welche Rolle spielen solche Konzepte und beispielsweise das Fahrrad auf der neuen IAA?
Für viele Menschen, insbesondere aus dem Umland, ist es wichtig, dass es individuelle Mobilität gibt. Dafür wollen wir die modernsten und klimaschonendsten Autos präsentieren. Aber in einer Stadt wie München zeigt sich die Herausforderung moderner Großstädte, die auf lange Sicht nur zu meistern ist, wenn wir den Individualverkehr mit anderen Lösungen wie dem ÖPNV oder dem Fahrrad vernetzen. Die Nutzung von Pkw, Bus und Bahn, Rädern oder zu Fuß zu gehen muss kein Widerspruch sein. Einer der Schwerpunkte dieser IAA wird es sein, zu zeigen, wie man Verkehre in Zukunft miteinander verbinden kann.
Der Olympiapark in Sichtweite des BMW-Vierzylinders war ja ursprünglich als Co-Veranstaltungsort im Gespräch, aber nicht durchsetzbar. Ist es aus Sicht des VDA eher Vor- oder Nachteil, dass München zwar als Autostadt, aber eben auch als BMW-Stadt bekannt ist?
BMW ist als guter und verlässlicher Arbeitgeber ganz wichtig für München. Die Entscheidung, in die City zu gehen, war keine gegen den Olympiapark, sondern eine für die großartigen Plätze in der Innenstadt, um dort möglichst vielen Menschen die Idee der Vernetzung vor Ort sichtbar und erfahrbar zu machen.
Sie haben einen Vertrag für die nächste IAA 2021 und die übernächste 2023 abgeschlossen. Besteht die Chance einer Verlängerung?
Natürlich gibt es eine Option auf Verlängerung. Wir wollen nicht mit der IAA nach München kommen, um gleich wieder zu gehen. Wir freuen uns auf München.
Interview: Martin Prem, Peter Schmidt