Lufthansa sucht Einigkeit mit Investoren und Gewerkschaften

von Redaktion

Bundesregierung schweigt zu Verhandlungen mit Großaktionär – Gespräche mit Ufo und Verdi ziehen sich hin

Frankfurt/Berlin – Die angepeilte staatliche Rettung des Lufthansa-Konzerns in der Corona-Krise steht weiter auf der Kippe. Vor der außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag blieb die Strategie des neuen Großaktionärs Heinz Hermann Thiele am Montag unklar. Auch in den fortgesetzten Verhandlungen mit den Gewerkschaften um Sparbeiträge der Beschäftigten zeichnete sich zunächst keine Einigung ab. Wegen der Unsicherheiten musste die Aktie des Dax-Absteigers an ihrem ersten Handelstag im MDax einen Abschlag von gut drei Prozent hinnehmen.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) verteidigte nach einem Gespräch mit Thiele das staatliche Rettungspaket erneut. Scholz sagte, das Gespräch mit Thiele und Vorstandschef Carsten Spohr sei freundlich gewesen, „was gut ist“. Ansonsten sei der Vorschlag, der auf der Hauptversammlung zur Abstimmung stehe, ein guter, sorgfältig abgewogener Vorschlag in Absprache mit dem Unternehmensvorstand, mit dem Aufsichtsrat als Aktionärsvertreter und mit der Europäischen Kommission.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, über das Gespräch sei Vertraulichkeit vereinbart worden, das sei aktienrechtlich auch notwendig. Der Bund habe ein „gutes Konzept“ erarbeitet, das dazu beitragen könne, viele zehntausend Arbeitsplätze zu erhalten. „Alles andere ist Sache der Hauptversammlung.“

Der 79 Jahre alte Milliardär und Industrielle Thiele hatte sich in den vergangenen Monaten mehr als 15 Prozent der Lufthansa-Aktien gesichert und anschließend den angepeilten Staatseinfluss kritisiert. Da laut Spohr weniger als 38 Prozent der Stimmrechte bei der Hauptversammlung am Donnerstag vertreten sein werden, könnte Thiele allein die notwendige Zweidrittelmehrheit für den Staatseinstieg verhindern.

Das Unternehmen hat sich nach Spohrs Worten bereits auf das mögliche Scheitern des Rettungsplans vorbereitet. Man habe umfangreiche Vorbereitungen getroffen, um einen abrupten Stopp des Flugbetriebs zu verhindern, hatte er am Wochenende seiner Belegschaft schriftlich versichert. In der verbleibenden Zeit bis zur Anmeldung einer Insolvenz würde man dann mit der Bundesregierung weitere Optionen besprechen.

Die Gewerkschaft Verdi warnte vor einer Ablehnung des Rettungspakets. Der Lufthansa drohe in diesem Fall ein Insolvenzverfahren, erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. „Eine Insolvenz würde die Beschäftigtenstrukturen der Lufthansa zerstören und das öffentliche Vertrauen in die Lufthansa nachhaltig beschädigen.“, betonte Behle.

Das Ringen um Einsparungen beim Personal ging unterdessen weiter. Unternehmen sowie Vertreter der Gewerkschaften Ufo und Vereinigung Cockpit bestätigten nur die Fortsetzung der Verhandlungen am Montag. Für das Bodenpersonal verhandelt Verdi nach eigenen Angaben erst am kommenden Freitag weiter.   dpa

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