München – Nach dem Stellenabbau bei Airbus war es nur eine Frage der Zeit, wie sich der coronabedingte Auftragsmangel entlang der Lieferkette auswirkt. Ein Großer der Branche hat nun nachgezogen. „Bis Ende 2021 wird an den deutschen und internationalen Standorten eine Kapazitätsreduzierung von insgesamt rund 10 bis 15 Prozent angestrebt“, teilte der im Dax notierte Triebwerksbauer MTU Aero Engines mit derzeit rund 10 600 Mitarbeitern gestern mit. Insgesamt geht es um über 1000 Stellen.
Derzeit nutzt MTU die Kurzarbeit, um die Kapazitäten in Deutschland der zurückgegangenen Nachfrage anzupassen. Allerdings wird diese Möglichkeit auslaufen, bevor die Konjunktur für die Luftfahrtindustrie wieder anziehen kann.
„Es wird Jahre dauern, bis der Luftverkehr – und damit die Grundlage unserer Aktivitäten im Serien- und Instandhaltungsgeschäft – wieder das Niveau der Vorkrisen-Jahre erreichen wird“, sagte MTU-Chef Reiner Winkler. Allerdings plant er keine Entlassungen auf breiter Front. „Wir haben kein Interesse an betriebsbedingten Kündigungen oder Sozialplänen“, ergänzte er. „Auch während und nach der Krise wollen wir eine möglichst große Zahl unserer hoch qualifizierten Kolleginnen und Kollegen an Bord behalten.“
Dabei kommt MTU entgegen, dass viele Mitarbeiter ihre tarifliche Arbeitszeit bereits vor Jahren von 35 Stunden pro Woche auf 40 Stunden ausgeweitet hatten. MTU will in diesem Rahmen die Arbeitszeit reduzieren. Allerdings räumte ein Sprecher ein, dass das in vielen Fällen nicht möglich sein wird.
Deshalb will MTU auch verstärkt Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen nutzen. Ein weitgehender Einstellungsstopp und die Nicht-Wiederbesetzung frei werdender Stellen wurden bereits früher angekündigt. Allerdings rechnet MTU – anders als Airbus – die bereits eingeleiteten Maßnahmen in die gestern bekannt gegebenen Kürzungspläne ein.
Der Kapazitätsabbau betrifft beide Geschäftszweige von MTU gleichermaßen. Zum einen liefert MTU Triebwerkskomponenten für neu gebaute Flugzeuge. Zum anderen verdient das Unternehmen jahrzehntelang auch an der Wartung, Reparatur und Überholung von Flugmotoren, die nach einem festen Muster immer wieder in die Werkstatt müssen. In beiden Bereichen herrscht Flaute. Es ist nicht absehbar, wann es wieder aufwärts geht.
Allerdings räumt man bei MTU ein, dass man die Kapazitäten beim Geschäft mit Neuflugzeugen nicht so weit zurückfährt, wie es die aktuelle Auftragslage eigentlich nahelegen würde. Das bedeutet: Mittel- und längerfristig rechnet die Industrie mit einem Wiederaufstieg. Außerdem hat MTU viele Jahre lückenlos Personal eingestellt. Der Geschäftsbericht 2017 bezifferte den Personalstand auf 8846 – das sind deutlich weniger als der Stand, auf den das Personal jetzt zurückgefahren werden sollte. Und noch unmittelbar vor der Corona-Krise hatte Airbus MTU dazu gedrängt, zusätzliche Kapazitäten aufzubauen.