München – Wer weiß, wo „Projekt Panther“ geendet hätte, wäre das Lügengebäude noch länger gestanden: Unter diesem Projektnamen hatte Wirecard vor wenigen Monaten erwogen, die Deutsche Bank zu schlucken. Als Gerücht bekannt ist das schon länger. Jetzt hat das Magazin „Spiegel“ neue Details ans Licht gebracht. Demnach hatte ein Berater schon ein neues Logo für den vereinten Konzern entworfen und das Gesamtgebilde „Wirebank“ genannt. So aberwitzig das Vorhaben heute klingen mag, vor einiger Zeit war es das noch nicht. In der Spitze lag der Börsenwert von Wirecard bei 20 Milliarden Euro – mehr als die Deutsche Bank. In Aschheim im Kreis München verortete man die Zukunft der Finanztechnologie – und in Frankfurt die Altlasten einer überkommenen Zeit. Kontakte zwischen beiden Konzernen gab es schon länger. Unter anderem hatte die Deutsche Bank Wirecard und dessen Chef Markus Braun mit Krediten versorgt.
Im Februar 2019 trafen sich laut „Spiegel“ Braun und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zu Gesprächen für eine gemeinsamen Zukunft. Ende Mai 2019 startete man in Aschheim das „Projekt Panther“, um das Frankfurter Geldhaus zu schlucken. Nur die drei damaligen Vorstände Braun, der heute flüchtige Jan Marsalek und Finanzchef Alexander von Knoop sollen eingeweiht gewesen sein. Um das Vorhaben politisch zu vermitteln, wollte man CDU-Chefin Annegret Kamp-Karrenbauer und Finanzstaatssekretär Jörg Kukies vor den Wagen spannen. Im Oktober 2019 sollte es konkreter werden, wozu auch Knoop-Vorgänger Burkhard Ley als Berater mit in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen wurde. Auch er sitzt – wie Braun – inzwischen in Untersuchungshaft. Berater von McKinsey wurden mit einer Analyse zur Machbarkeit beauftragt, Investoren der Deutschen Bank gefragt. Sie standen der Idee angeblich wohlwollend gegenüber. Sewing sollte Aufsichtsratsvorsitzender der Wirebank werden, Braun deren Chef. THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN