Rüsselsheim/Paris – Der Absatz von Opel-Fahrzeugen und denen der britischen Schwestermarke Vauxhall ist im ersten Halbjahr zwar drastisch um 53 Prozent von 567 649 im Vorjahr auf nur noch 266 118 eingebrochen. Trotzdem hat es die Tochter des französischen Autokonzerns PSA geschafft, einen Betriebsgewinn von 110 Millionen Euro zu erwirtschaften. „Opel/Vauxhall ist nachhaltig profitabel“, betont Opel-Chef Michael Lohscheller. Es sei das fünfte Halbjahr mit einem Gewinn nach zwei Jahrzehnten kontinuierlicher Verluste. Allerdings ist der Einbruch drastisch: Im ersten Halbjahr 2019 hatte Opel noch einen Betriebsgewinn von nahezu 700 Millionen Euro verbuchen können. Lohscheller warnt denn auch: „Eine nachhaltige Erholung der Märkte ist unsicher. Wir haben das Ende der Pandemie noch nicht erreicht.“ Zudem treffe die Pandemie zusammen mit der „heftigsten Disruption der Automobilindustrie seit 50 Jahren“.
Für den angesichts der massiven Krise unerwarteten Erfolg macht der Opel-Chef „kluge Entscheidungen und das Engagement aller Beschäftigten“ verantwortlich. Auch PSA-Chef Carlos Tavares lobte die Widerstandsfähigkeit von Opel bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz am Dienstag. Besonders der neue Opel Corsa sei schon jetzt ein großer Erfolg. In Europa konnten Opel und Vauxhall zwischen Januar und Juni knapp 247 000 Autos verkaufen, ein Einbruch um mehr als 55 Prozent. In Deutschland schrumpften die Neuzulassungen um mehr als 48 Prozent auf 60 820, der Marktanteil von Opel ging auf fünf Prozent zurück. Allerdings konnten die Rüsselsheimer bei ihrem immer stärkeren Engagement im Ausland zum Teil auch deutliche Zuwächse verbuchen. In der Region Mittlerer Osten und Afrika wurden im ersten Halbjahr knapp 18 400 verkauft und damit fast 6000 Modelle mehr als im Vorjahreszeitraum.
Opel und Vauxhall steuerten im ersten Halbjahr mit 110 Millionen rund ein Fünftel des Betriebsgewinns des PSA-Konzerns von 517 Millionen Euro bei. Auch dies war ein drastischer Einbruch um gut 85 Prozent. Unter dem Strich verdiente PSA bei einem Umsatz von 25,1 Milliarden Euro – ein Minus von 34,5 Prozent – 376 Millionen Euro und damit fast 1,7 Milliarden Euro weniger als im ersten Halbjahr 2019. Die weltweiten Auto-Verkäufe von PSA mit den Marken Peugeot, Citroën, DS sowie Opel/Vauxhall brachen um 46 Prozent von 1,9 Millionen auf nur noch 1,03 Millionen ein.
Opel werde weiter in die Werke investieren. Zwei Milliarden Euro sollen zusammen mit Partnern in die geplante Batteriezellenfertigung in Kaiserslautern fließen. Im Stammwerk in Rüsselsheim soll ab 2021 der neue Astra sowie ein Modell der französischen Marke DS gebaut werden. Allerdings sehen die Manager noch eine Durststrecke. In diesem Jahr werden sich die Automobilmärkte zwar etwas erholen, aber insgesamt erwarten sie in Europa einen Rückgang um 25 Prozent, in Russland und Lateinamerika um 30 und in China um 10 Prozent.
Aber Lohscheller warnt. Ein zweiter Lockdown sei nicht ausgeschlossen. „Das könnte zum nächsten empfindlichen Nachfrageeinbruch und Unterbrechungen der Lieferkette führen.“ Dann wären wohl auch erneute Werksschließungen möglich. Opel hatte seine Werke in Deutschland im März für jeweils gut zwei Monate schließen müssen. ROLF OBERTREIS