San Francisco – Das Geschäft der großen Tech-Konzerne beweist enorme Widerstandskraft in der Corona-Krise. Amazon profitierte im vergangenen Quartal massiv vom Shopping-Boom im Internet, Apple überraschte mit einem Plus im iPhone-Geschäft. Bei Online-Werbung läuft es zwar weniger rosig: Google verzeichnete erstmals einen Umsatzrückgang und Facebook wuchs langsamer als gewohnt. Doch alle vier Branchenriesen übertrafen die Markterwartungen.
Amazon
Dabei hebt sich Amazon ganz klar als Gewinner der Krise von den anderen Tech-Schwergewichten ab. Im zweiten Quartal schoss der Umsatz im Jahresvergleich um 40 Prozent auf 88,9 Milliarden US-Dollar (75,1 Milliarden Euro), wie der weltgrößte Online-Händler nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte. Der Gewinn war mit 5,2 Milliarden Dollar in etwa doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor – obwohl Amazon in dem Quartal vier Milliarden Dollar für Corona-Maßnahmen wie Schutzausrüstung, Reinigung und Mitarbeiter-Prämien ausgab.
Apple
Bei Apple stieg der iPhone-Umsatz im Jahresvergleich um 1,7 Prozent auf 26,4 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Apple gelang es nach Berechnungen der Analysefirma IDC auch, den iPhone-Absatz um gut elf Prozent zu steigern, während der Smartphone-Markt insgesamt um 16 Prozent absackte. Apples Konzernumsatz wuchs im vergangenen Quartal um elf Prozent auf 59,7 Milliarden Dollar – das war ein Bestwert für das Juni-Quartal. Der Gewinn stieg um zwölf Prozent auf 11,25 Milliarden Dollar.
Facebooks Geschäft wächst deutlich langsamer. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz um elf Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar. In den ersten Juli-Wochen gab es ein ähnliches Wachstum. Vor der Krise waren in Facebooks Geschäft Wachstumsraten über 20 Prozent an der Tagesordnung. Die Aktie gewann vorbörslich rund sechs Prozent. Facebook verdient sein Geld fast ausschließlich mit Werbung – und die Krise traf vor allem viele kleine Firmen hart, die weniger Anzeigen schalten. Im Juli folgten zudem mehr als 1000 Werbekunden – darunter Schwergewichte wie Coca-Cola und der Konsumgüterriese Unilever – dem Boykottaufruf von Bürgerrechtsgruppen und stoppten zeitweise Anzeigen.
Alphabet
Der Google-Mutterkonzern Alphabet wurde von höheren Kosten und sinkenden Werbeeinnahmen belastet. Der Gewinn brach im Jahresvergleich von 9,95 Milliarden auf 6,96 Milliarden Dollar ein. Alphabets Geldmaschine – das Anzeigengeschäft von Google – erlitt in der Krise einen Dämpfer. Zum ersten Mal in der 22-jährigen Firmengeschichte gingen die Erlöse zurück – um acht Prozent auf 29,9 Milliarden Dollar. Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat betonte allerdings, das Anzeigengeschäft sei zum Ende des Quartals wieder auf Erholungskurs gewesen.
Die vier Technologie-Giganten legten ihre Zahlen einen Tag nach einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus vor, bei der Abgeordnete den Unternehmen einen Missbrauch von Marktdominanz vorwarfen.