Frankfurt – Der frühere Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg, Hans-Jörg Vetter, soll künftig den Aufsichtsrat der Commerzbank leiten. Der Präsidial- und Nominierungsausschuss habe dem Aufsichtsrat empfohlen, dem zuständigen Gericht die Bestellung von Vetter als neues Aufsichtsratsmitglied vorzuschlagen. Er sei auch Kandidat für die Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden bei der Sitzung am gestrigen Montag Abend, teilte die Commerzbank in Frankfurt mit. Beschlüsse seien aber noch nicht gefasst worden.
Bei der Commerzbank war Anfang Juli ein Führungsvakuum entstanden, da Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann und Konzernchef Martin Zielke nach Kritik von Investoren ihren Rücktritt angekündigt hatten. Der Finanzinvestor Cerberus hatte öffentlich harsche Kritik geübt.
Vetter war von 2009 bis 2016 Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und schon einmal im Gespräch für die Aufsichtsratsspitze der Commerzbank. 2016 fiel die Wahl aber auf Schmittmann, der nun abtrat. Vetter hat viel Restrukturierungserfahrung bei der LBBW gesammelt, die in der Finanzkrise ab 2007 in Schieflage geraten war. Zudem sanierte er die frühere Bankgesellschaft Berlin, die sich mit Immobilienengagements verhoben hatte. Cerberus hatte noch vor der Aufsichtsratssitzung Widerstand gegen Vetter geleistet. „Wir haben ernsthafte Zweifel, dass Hans-Jörg Vetter die richtige Person für diese Aufgabe ist“, heißt es in einem Brief von Cerberus an den Aufsichtsrat.
Den Vertrag mit Zielke wird die Bank spätestens zum 31. Dezember 2020 vorzeitig auflösen. Die Führungskrise trifft die Commerzbank mitten in der Debatte um eine neue Strategie. Auf dem Tisch liegen nun dem Vernehmen nach Pläne, Stellenabbau und Filialschließungen deutlich zu verschärfen, um den MDax-Konzern profitabler zu machen.
Cerberus hatte der Führung der im September 2018 in den MDax abgestiegenen Commerzbank vorgeworfen, „über Jahre eklatant versagt“ zu haben. Am morgigen Mittwoch legt die Bank ihre Quartalszahlen vor.