München – Die Geschichte rund um den Skandalkonzern Wirecard wird immer abenteuerlicher: Offenbar hat der Ex-Vorstand Jan Marsalek Schauspieler engagiert, die die Bilanzprüfer von EY getäuscht haben sollen. Das berichtet das „Manager Magazin“ unter Berufung auf entsprechende interne Unterlagen der Prüfer.
EY war der langjährige Prüfer des Wirecard-Konzerns. Mitte Juni segneten sie erstmals eine Bilanz des Unternehmens aus Aschau nicht mehr ab, weil ein Loch über 1,9 Milliarden Euro aufgetaucht war. Diese sollten eigentlich auf Treuhandkonten auf den Philippinen liegen. Wirecard musste eine Woche später Insolvenz anmelden.
Doch schon seit Jahren berichtete die britische „Financial Times“ über mögliche Bilanzmanipulationen des Zahlungsdienstleisters. Die Prüfungsgesellschaft KPMG sollte die Vorwürfe im Frühjahr mit einem Sonderbericht aus der Welt räumen, vermochte das aber nicht. Bank-Zweigstellen waren wohl nur Kulissen
Sowohl EY als auch KPMG berichten laut „Manager Magazin“ unabhängig voneinander, dass Prüfer im März auf die Philippinen geflogen seien, um die Existenz der 1,9 Milliarden Euro zu überprüfen. Dort hätten sie auch Zweigstellen von Banken besucht, bei denen die Treuhandkonten eröffnet worden seien.
Die Existenz der Summe hätten sie sich dort mündlich bestätigen lassen. Mittlerweile gehen sie laut „Manager Magazin“ aber davon aus, dass es sich bei den Filialen teils um Kulissen gehandelt hat und dass Bankmitarbeiter bestochen worden seien. Dafür verantwortlich machen sie Marsalek, der als Vorstand für das dubiose Asien-Geschäft zuständig gewesen ist.
Auch eine Videokonferenz, die EY mit angeblichen Mitarbeitern der Bank führte, sei offenbar gefälscht worden – statt echter Bankangestellter saßen den Prüfern demnach Schauspieler gegenüber, die Marsalek engagiert haben soll. Marsalek ist auf der Flucht. Wirecard fliegt mit dem heutigen Börsentag aus dem Dax.