Landkreisen mit vielen Familienunternehmen geht es besser

von Redaktion

IW-Studie: Geringere Arbeitslosigkeit, höhere Kaufkraft, mehr Zuzug – Spitzenreiter ist Kreis Roth in Bayern

München – Viele ländliche Regionen leiden unter Abwanderung – die Jungen gehen fort, die Alten bleiben. Doch wo es viele Familienunternehmen gibt, ist die Lage besser: Laut einer neuen Studie wirken sich die Betriebe positiv auf Bevölkerung, Wohlstand, Wirtschaftskraft und Erfindungsreichtum ländlicher Regionen aus.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hat für diese Studie 215 Kreise in ganz Deutschland analysiert – Auftraggeber war die Stiftung Familienunternehmen. Das Ergebnis: Wo es überdurchschnittlich viele Familienbetriebe gibt, sind Arbeitslosigkeit und öffentliche Verschuldung niedriger. Lehrstellenangebot, Kaufkraft und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sind dagegen größer. Außerdem gibt es laut Analyse in Kreisen mit vielen Familienunternehmen auch mehr Patentanmeldungen.

Die Wirtschaftsforscher teilten die Landkreise in zwei Hauptgruppen auf: eine mit überdurchschnittlich hohen Anteilen an größeren Familienunternehmen (ab 50 Mitarbeitern), bei der anderen liegt dieser Anteil unter dem Durchschnitt. In der ersten Gruppe waren knapp 60 Prozent der örtlichen Firmen familiengeführt, in der zweiten etwa 48 Prozent.

Spitzenreiter ist der bayerische Landkreis Roth unweit von Nürnberg mit über 68 Prozent Familienfirmen, Schlusslicht der Kreis Sömmerda in Thüringen mit einem Anteil von weniger als einem Drittel. Generell sei der Anteil von Familienunternehmen in den wirtschaftsstarken süddeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg höher als in den neuen Bundesländern.

Während die Bevölkerung in den Räumen mit höherem Anteil von Familienunternehmen von 2008 bis 2018 im Schnitt um zwei Prozent zulegte, ging sie in Regionen mit unterdurchschnittlichen Familienunternehmensanteilen im Schnitt um rund 2,6 Prozent zurück.

Die bundesweit höchste Ausbildungsquote verzeichnet mit 6,1 Prozent der baden-württembergische Kreis Waldshut, der einen Anteil von Familienfirmen von über 61 Prozent hat. Auf dem letzten Platz liegt mit einer Ausbildungsquote von 2,5 Prozent der brandenburgische Landkreis Potsdam-Mittelmark, dort sind 52 Prozent der Firmen familiengeführt.

Die IW-Experten haben außerdem festgestellt: Wo es weniger Familienbetriebe gibt, wandern mehr junge Menschen ab. Das wurde von 2008 bis 2018 am meisten im Saale-Holzland-Kreis in Thüringen festgestellt. Dort kehrten von 1000 Einwohnern zwischen 18 und 25 Jahren im Schnitt 138 ihrer Heimatregion den Rücken. Hier liegt der Anteil von Familienunternehmen laut Studie mit 45,3 Prozent unter dem Durchschnitt.  dpa

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