Grüner Knopf schmückt Kleidungsstücke

von Redaktion

VON HANNES KOCH

München – Die Bettwäsche in allen Dorint-Hotels soll bald grün sein – nicht farblich, wohl aber im ökologischen Sinne. Man stelle „derzeit auf nachhaltig produzierte und zertifizierte Textilien um“, erklärte die Hotelgruppe. Wenn Bettlaken und Kopfkissenbezüge neu beschafft werden, sollen sie deshalb das Textil-Siegel „Grüner Knopf“ tragen. Auch die Arbeitskleidung sämtlicher 4500 Beschäftigter kaufe man nach und nach so ein, dass sie aus verantwortungsvoller Produktion stamme.

Der „Grüne Knopf“ ist nun fast ein Jahr auf dem Markt. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) rief ihn ins Leben. Um das staatliche Siegel zu erhalten, müssen die Produzenten und Händler 26 Prüfkriterien für den jeweiligen Artikel erfüllen. In den asiatischen Zulieferfabriken sollen zum Beispiel genug Feuerlöscher hängen, bestimmte gesundheitsschädliche Chemikalien werden verboten, Gewerkschaftsfreiheit, gesetzmäßige Arbeitszeiten und Mindestlöhne sind zu gewährleisten.

Zusätzlich müssen die Firmen jeweils 20 Kriterien auf der Ebene des Unternehmens einhalten, etwa einen Beschwerdemechanismus für die Beschäftigten einrichten. Durch die Kombination der Produkt- und Unternehmenskriterien geht der „Grüne Knopf“ über andere private Siegel hinaus und soll damit den Verbrauchern insgesamt eine bessere ökologische und soziale Qualität garantieren.

45 hiesige Textilunternehmen haben das Zertifikat inzwischen beantragt und erhalten. Die Zahl der Teilnehmer hat sich seit Beginn fast verdoppelt – und steigt weiter. Mit dabei ist neuerdings beispielsweise der Dessous- und Unterwäschehersteller Mey GmbH. „Das staatliche Textil-Siegel schafft Vertrauen“ bei den Konsumentinnen und Konsumenten, heißt es dort. Durch das neue Label erhoffen sich Firmen wie Mey Vorteile bei Umsatz und Gewinn. Auch der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin macht mittlerweile mit – neben Unternehmen wie Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo. Die Verbraucher finden den „Grünen Knopf“ in den Geschäften an den einzelnen Produkten.

Trotzdem ist das Siegel „bei den großen Textilketten noch nicht angekommen“, bemängelte Philipp von Bremen, der für die Verbraucherzentralen im Beirat des „Grünen Knopfes“ sitzt. Filialisten wie H&M, Zara oder Primark halten sich zurück. Außerdem fehle „ein klar definierter Sanktionskatalog“, um die Händler zu Verbesserungen zu zwingen, so von Bremen. Gleichwohl bringe der „Grüne Knopf“ aber auch Vorteile, sagte der Verbraucherschützer. Er liefere den Beweis, dass „menschenrechtliche Sorgfalt in der Lieferkette möglich ist“. Und das Zertifikat biete Konsumenten eine „Orientierung im Dschungel“ der Textil-Label.

Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung kritisierte, dass der „Grüne Knopf“ bisher nicht die gesamte Herstellungskette vom Baumwollanbau bis zum Verkauf abdecke, sondern nur das Färben und Nähen. Zudem gehörten existenzsichernde Löhne, die über die oft zu niedrigen Mindestlöhne hinausgehen, nicht zu den Kriterien. Positiv hob Burckhardt aber hervor, dass das Ministerium das Zertifikat in diese Richtung weiterentwickeln wolle. Demnächst stehe die „Ausweitung auf die Bereiche Weben und Faserproduktion“ an, erklärte das Ministerium.

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