Berlin – Wo sich voriges Jahr in 26 Hallen fast eine Viertelmillion Besucher um knapp 2000 Aussteller drängten, herrscht heuer gähnende Leere: Lediglich in einer halben Halle stellen 20 Aussteller ein paar ihrer Produkte aus. Zusätzlich haben sich unter dem Motto „IFA NEXT“ drei Dutzend optimistische Start-up-Firmen in einer weiteren Halle versammelt.
Nur 800 Fachbesucher werden pro Tag auf das Messegelände zur Internationalen Funkausstellung (IFA) gelassen. Die großen Namen, die sonst ganze Hallen alleine füllen, fehlen. LG oder Miele stellen auf Pressekonferenzen ihre Neuheiten vor. Nur einmal in ihrer Geschichte war die IFA derart in ihrer Existenz gefährdet, erzählt IFA-Direktor Jens Heithecker. Das war 1962, als kurz zuvor in und um Westberlin die Mauer gezogen wurde. Trotzdem oder gerade deswegen wurde damals die Internationale Funkausstellung veranstaltet. Neben dem herben Charme ist dieses “Jetzt erst recht!”schon immer ein wesentlicher Charakterzug der Berliner.
Überraschenderweise hat die Corona-Krise der Unterhaltungselektronik- und Hausgeräte-Branche mehr genutzt als geschadet. Wussten etwa die Marktforscher der „Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik“ (gfu) zu berichten: Nach einer kurzen Phase der Panik, in der hauptsächlich Toilettenpapier und Nudeln gefragt waren, begannen die Konsumenten sich zu Hause einzurichten. Homeworking, Homeschooling, Homecooking und Home-Workout heißen die neudeutschen Schlagworte. Und für jede Sparte liefert die Branche die passenden Geräte. Über fast drei Prozent Umsatzzuwachs bei Elektrogroßgeräten sowie mehr als zehn Prozent bei Elektrokleingeräten im ersten Halbjahr freute sich etwa Volker Klodwig, Vertriebschef der Bosch-Siemens-Hausgeräte GmbH.
Zeit der Nischen: Draußen Fernsehen
Die technische Entwicklung hat bei Fernsehern inzwischen ein Niveau erreicht, die keine großen innovativen Sprünge mehr zulässt. Evolution statt Revolution ist angesagt. Neben der Modellpflege suchen die Hersteller daher verstärkt nach Nischen, die sie bisher noch nicht bedient haben. So hat etwa Samsung nun eine wetterfeste TV-Geräte-Serie für Balkon oder Terrasse im Portfolio. Gemäß der internationalen Schutzklasse IP55 sind die Modelle von THE TERRACE gegen Strahlwasser geschützt. Sie halten sogar einem anständigen Regenguss Stand. Mit maximal 4.000 cd/m² werden die Bildschirme mehr als doppelt so hell wie entsprechende Wohnzimmer-Geräte. Damit ist auch im grellen Tageslicht für ein kontrastreiches Bild gesorgt. Die Listenpreise beginnen bei 4000 Euro.
Von der Prothese zum Lifestyle-Produkt
Hörgeräte haben in den letzten Jahren eine rasante Wandlung hinter sich gebracht. Einst schamhaft versteckt, verschaffen sie ihren Trägern durch die drahtlose Vernetzung mit dem Smartphone inzwischen ein Plus an Lebensqualität. Man hört damit nicht nur besser, sondern kann damit in bester Qualität Musik hören. Üblicherweise sitzen die Mikrofone der Hörgeräte hinter den Ohren. Auf die Natürlichkeit des Gehörten sowie die Schallortung hat aber die Ohrmuschel entscheidenden Einfluss. Deshalb wird dieser Pinna-Effekt in den Hörgeräten mit den gespeicherten Parametern einer Standard-Ohrmuschel hergestellt. Genau wie der Fingerabdruck ist aber auch die Schallführung der Ohrmuschel von Mensch zu Mensch verschieden. Der Hörgerätehersteller ReSound trägt dem bei seinem Modell ReSound ONE jetzt mit einem zusätzlichen Mikrofon im Gehörgang Rechnung. Die damit individuell angepassten akustischen Signale sollen so natürlicher klingen, leichter zu lokalisieren und frei von Windgeräuschen sein. Vor allem bei Gesprächen in lauter Umgebung soll die Verständlichkeit deutlich besser sein. Zusätzlich werden bei der Fokussierung auf einen Gesprächspartner die Umgebungsgeräusche nicht mehr komplett ausgeblendet, sondern nur gedämpft. Dadurch bleibt dem Hörgeräteträger ein besseres Gefühl für den Raum erhalten. Die Akkulaufzeit konnte auf 25 Stunden permanente Musikübertragung vom Smartphone gesteigert werden.
Saubere Luft mit Meeresbrise
Im Zuge der aktuellen Pandemie und mit Hinblick auf den kommenden Winter gewinnt auch die Luftreinigung in den eigenen vier Wänden an Bedeutung. Das auf Gesundheitsprodukte spezialisierte Unternehmen Beurer trägt dem mit einem Luftreinigungsgerät Rechnung. Das rund 350 Euro teure Meeresklimagerät Maremed arbeitet in drei Stufen. Im Wasserfilter mit Meersalzlösung werden mittels UV-C-Lampe bis zu 99 Prozent der eventuell vorhandenen Keime und Viren abgetötet und die Luft befeuchtet. Am Stand betonte der Hersteller jedoch ausdrücklich, dass er noch keine Aussage über die Reinigungswirkung von Maremed gegenüber dem neuartigen Corona-Virus treffen könne.
Reine Kleidung aus dem Dampfschrank
In zwanzig Minuten befreit der rund 1450 Euro teure LG Styler S3WF die darin aufgehängte Kleidung von unangenehmen Gerüchen und Schadstoffen, macht sie trocken und faltenfrei. Der 185 Zentimeter hohe und 45 Zentimeter breite Dampfschrank arbeitet mir reinem Wasserdampf. Diese TrueSteam genannte Technik soll bis zu 99,9 Prozent der eventuell anhaftenden Allergene und Bakterien entfernen.
Nachhaltige Handys aus Hessen
Der fairen Produktion reparaturfreundlicher Smartphones und Tablets hat sich die familiengeführte Shift GmbH im hessischen Falkenberg verschrieben. Zwar werden die einzelnen Bestandteile der Shiftphones in China gefertigt. Aber auch dort kümmert sich Shift nach eigener Aussage um faire Löhne und Arbeitsbedingungen. Entwicklung und Design sowie die Endmontage passieren dagegen in der heimatlichen Manufaktur. Besonderer Wert wird dabei auf die Reparaturfreundlichkeit gelegt. Ersatzteile werden vom Hersteller über die eigene Homepage (www.shiftphones.com) an jedermann verkauft. Preislich liegen die Smartphones je nach Leistung und Speicher zwischen rund 400 Euro und 900 Euro.