Airbus setzt auf emissionsfreies Fliegen

von Redaktion

München – Die Flugzeugindustrie kann derzeit wahrlich Perspektiven auf eine bessere Zukunft brauchen. Fluggesellschaften verschärfen gerade reihenweise ihre Corona-Notfallpläne, was die Absatzchancen von Flugzeugbauern weiter schmälert. In dieser Lage setzt der europäische Luftfahrtkonzern Airbus auf Innovation in Form von emissionslos fliegenden Passagierjets auf Basis eines Wasserstoffantriebs. „Wir werden es bis 2035 zur Einsatzreife bringen“, verspricht der französische Konzernchef Guillaume Faury.

Die 15 Jahre bis dahin klingen nach einer langen Zeit, sind aber angesichts gängiger Entwicklungszeiten der Branche sehr anspruchsvoll. Auch in anderer Hinsicht sind die Pläne revolutionär. Denn sie benötigen komplett neue Regularien und damit zügige Mithilfe der Politik, neue Betankungsinfrastruktur an Flughäfen und einen engen Schulterschluss mit Turbinenherstellern als Kernzulieferern.

Airbus selbst präsentiert dazu drei Konzepte, die alle auf Wasserstoff als grünen Treibstoff der Zukunft setzen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Wasserstoff auch in industriellen Großmaßstäben grün erzeugt wird und nicht bei der Produktion die Schadstoffe anfallen, die in der Luft dann eingespart werden.

Optisch sehen die von Airbus gezeigten Wasserstoffjets unter dem Codenamen „ZEROe“ teils heutigen Passagierflugzeugen recht ähnlich. Lediglich ein Nurflügler, der wie ein aufgeblasenes Dreieck aussieht, wirkt erkennbar futuristisch. Reichweiten von bis zu 3700 Kilometern will Airbus damit erreichen, was für Europa, aber nicht für Langstreckenflüge reicht. Denn grundsätzliches Problem von Wasserstoff ist, dass die Tanks dafür weit größer sein müssen als die für herkömmliches Kerosin. Sieht man sich das Modell eines Wasserstofffliegers an, der optisch heutigen Flugzeugen ähnelt, erkennt man auch, dass es im hinteren Drittel des Flugzeugrumpfs keine Fenster gibt. Denn dort sitzen keine Passagiere, sondern die Wasserstofftanks.

Faury ist ehrgeizig: „Unser Anspruch ist es, eine führende Rolle bei der wichtigsten Transformation zu spielen, die unsere Industrie je gesehen hat“, meint der Airbus-Chef nicht gerade bescheiden.

Noch sei es zwar eine kühne Vision, aber Wasserstoff habe das Potenzial, die Klimaauswirkungen des Flugverkehrs deutlich zu reduzieren. Die drei präsentierten Flugzeugstudien können 100 bis 200 Passagiere aufnehmen. Welcher aerodynamische Ansatz in ein Serienmodell mündet, das einmal heutige Airbus-Flugzeuge vom Typ A 320 oder die Boeing 737 ablösen könnte, soll sich in den nächsten Jahren entscheiden.

Für das Konzept, das sich durchsetzt, müsste spätestens 2028 Programmstart sein, soll das Wasserstoffflugzeug 2035, wie geplant, in Dienst gestellt werden. Es wäre weltweit das dann erste emissionsfrei fliegende Verkehrsflugzeug. Entschiedenes Handeln aller Beteiligten im gesamten Luftverkehrsbereich sei dazu nötig, räumt Faury ein und spricht Flughäfen, Politik sowie Zulieferer an. Staatlicherseits sei eine Aufstockung der Fördermittel für Forschung und Technologie nötig.  tmh

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