Gute Oktoberstimmung durch Lockdown getrübt

von Redaktion

100 000 zusätzliche Arbeitslose zu erwarten

Nürnberg – Es hätte eine Erfolgsstory werden können: Deutschlands Arbeitsmarkt hat sich im Oktober auffallend gut erholt. 2,760 Millionen Menschen sind arbeitslos, 87 000 weniger als im September. Das ist im Corona-Jahr im Vergleich zu früheren Jahren eine ausgesprochen deutliche Herbsterholung, im Durchschnitt sinkt die Zahl der Arbeitslosen von September auf Oktober nur um 48 000, wie der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, erläuterte.

Die Sache hat nur zwei Haken: Die Oktober-Zahlen der Bundesagentur werden nur bis Mitte des Monats erhoben – in diesem Fall also vor dem drastischen Anstieg der Corona-Infektionszahlen. Zweitens wurde weniger als 24 Stunden vor Bekanntgabe der Arbeitsmarktstatistik bekannt, dass es zu einem zweiten Teil-Lockdown im Kampf gegen die Pandemie kommen wird – die Freude über die Oktober-Erholung könnte also von kurzer Dauer sein.

„Es wird zu einem Einbruch am Arbeitsmark führen, aber zu keinem Zusammenbruch“, sagte Scheele. „Wir glauben, dass es eine Delle geben wird im Monat November“. Es gebe „Branchen, für die es bitter ist“, sagte er und nannte das Gastgewerbe und Tourismus an erster Stelle. Der November sei für eine solche Maßnahme, mit der die Hoffnung auf eine Normalisierung ab Dezember verbunden sei, aber auch ein klug gewählter Monat, mit einem vergleichsweise geringen Einzelhandelsumsatz und noch wenig Saisongeschäft in Gastronomie und Tourismus. „Noch ist kein Skilaufen angesagt“, sagte Scheele. „Wenn man den Dezember oder den Januar genommen hätte, wäre das drastischer gewesen.“

Scheele rechnet durchaus mit Zusatzbelastungen für die Bundesagentur durch weitere Mehrausgaben für Arbeitslosengeld und Kurzarbeit. Aber er hat auch die Hoffnung, dass die Maßnahmen wirken.

Der Volkswirtschaftsprofessor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg rechnet mit bis zu 100 000 zusätzlichen Arbeitslosen. „Die Reserven vieler Betriebe sind bereits stark strapaziert. Deshalb ist es essenziell, dass die staatlichen Hilfsmaßnahmen nochmals ausgeweitet werden“, sagte Weber. Für den Arbeitsmarkt werde es kurzfristig einen Rückschlag geben, die Zahl der Kurzarbeiter werde deutlich steigen. „Für eine anschließende Erholung des Arbeitsmarkts wird eine Förderung von Neueinstellungen noch bedeutender“, sagte Weber.

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